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  Das Ende der Beatles - Warum eigentlich?(Versuch einer Erklärung)
Diese Frage taucht natürlich immer wieder einmal auf. Und eine der häufigsten Antworten war (und ist): Alles wegen Yoko! Aber natürlich liegt es eben nicht an Yoko allein, daß sich die Beatles getrennt haben. Auch wenn Sie durchaus ihren Anteil hatte...

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Warum also trennt sich eine Band, die so erfolgreich ist, wie nie eine Band zuvor?

An der Musik selbst lag es sicherlich nicht. Die letzte LP der Beatles, "Abbey Road", aufgenommen im Sommer 1969, zählt zu Ihren besten.

Erste Trennungsgerüchte gab es bereits 1966, als die Beatles sich für ein Ende aller Tourneen entschlossen. Niemand traute es den Beatles zu, als reine Studioformation lange zu überleben. Und tatsächlich gingen die Vier erstmals wirklich eigene Wege. Sei es ein Urlaub, sei es - wie im Fall Lennons, als Schauspieler ("How I won the war"), sei es mit einem musikalischen Alleingang, wie bei McCartney, der zusammen mit George Martin den Soundtrack zum Film "The Family Way" komponierte. Dann aber kam "Pepper" und die Fans beruhigten sich...

Wirklich ernst wurde es eigentlich erst bei den Aufnahmen zum sogenannten "White Album" im Frühjahr/ Sommer 1968. Nach einem Streit verließ Ringo für eine Woche die Band und lies sich nur zögernd zur Rückkehr überreden. Ein Grund dafür, daß bspw. bei "Back in the USSR" McCartney am Schlagzeug sitzt. Des weiteren sorgte Yoko Ono's nunmehr ständige Präsenz bei den Aufnahmen (vorher war es abgesprochene Sache, daß kein "Außenstehender" im Studio dabei ist) bei den anderen für Unmut. Harrison war es darüber hinaus leid, daß er immer nur Platz für zwei, drei Lieder auf einem Album bekam. Er wollte auch als Songschreiber gleichberechtigt neben Paul und John stehen. Was für diese kein Thema war.

Gründe, die dafür sorgten, daß das "White Album" in vielerlei Hinsicht kein Produkt der Band war, sondern vielmehr John Lennon & die Beatles, Paul McCartney & die Beatles, u.s.w.

Dann folgte das "Get back"-Projekt. Zurück zu den Wurzeln hieß die Devise. Die Lieder sollten live im Studio eingespielt werden und zumindest McCartney versuchte die anderen wieder für Konzerte zu begeistern. Durch die ungewöhnlichen Aufnahmezeiten, morgens anfangen, früh Feierabend (man mußte an die Filmcrew denken), das kalte Studio und die o.a. eh vorhandenen Animositäten wurde die Stimmung immer gereizter und am 10.1.69 war es Harrison, der - weil er das ganze Projekt für völlig bescheuert hielt und sich von McCartney nicht mehr vorschreiben lassen wollte, wie er seine Soli zu spielen hatte - seinen Ausstieg erklärte und für ein paar Tage zum Ex-Beatle wurde. Drei Tage später kehrte er - zusammen mit Billy Preston, der für gute Stimmung sorgen sollte (und dies auch tat) - wieder zurück. Die Tatsache, daß es "Live-Aufnahmen" werden sollten, zwangen die Beatles zu intensiven Übungen (noch'n Versuch und noch'n Versuch), die nicht gerade für gute Stimmungen sorgten. Zum Ende der Aufnahmesessions hatte keiner der vier Lust, sich mit dem Resultat noch weiter auseinanderzusetzen. Was zu weiteren Streitereien führte und zu der Tatsache, daß "Get back" erstmal unveröffentlicht blieb, erst im Folgejahr - von Phil Spector - überarbeitet wurde und letztlich als "Let it be" auf den Markt kam.

Eigentlich hätte dies gescheiterte Projekt schon das Ende bedeuten können. Doch Paul schlug den anderen vor "Abbey Road" (zu dieser Zeit sollte die LP noch "Everest" heißen...) "wie in alten Zeiten" aufzunehmen. George Martin, der sich während der "Get back"-Aufnahmen schon aus der Produzentenrolle ausgeklinkt hatte, ließ sich unter der Bedingung, daß er das sagen hat, wieder auf neue Aufnahmen ein und die Beatles bewiesen, daß sie als Band - ungeachtet aller persönlichen Probleme - noch eine Menge drauf hatten. Und Harrison bekam mit "Something" sogar seine erste Single-A-Seite!

Nach den Sessions folgte gleich der nächste Streit, als sich die anderen Beatles weigerten John's "Cold Turkey" als nächste Single aufzunehmen. Lennon gründete die Plastic Ono Band und beendete auch gleich die Absprache, daß jedes Lied - ungeachtet des eigentlichen Autoren - als Lennon/McCartney-Lied registriert wurde (wie kurz vorher noch "Give peace a chance", an dem McCartney nun wirklich nicht mitwirkte).

Ein weiterer Streitpunkt war die Manager-Frage. Nach Epsteins Tod 1967 waren die Beatles mehr oder weniger gut ohne wirklichen Manager ausgekommen. Mal übernahm Lennon diese Rolle, meist aber McCartney. Was Lennon, als den Gründer der Band, wohl auch nicht immer zu passen schien...

1969 wollte man sich für einen neuen Manager entscheiden. McCartney schlug seinen neuen Schwiegervater, Lee Eastman, vor. Die anderen votierten für Allen Klein, der den Rolling Stones gerade zu einem einträglichen neuen Vertrag verholfen hatte. McCartney traute Klein aber keinen Fußbreit weit und weigerte sich - trotz des Mehrheitsvotums - Klein zu akzeptieren. Was Ringo zu dem Ausspruch animierte "Paul verhält sich wie ein Baby".

In einem Meeting im September 1969 dann verlangte Lennon - der nicht mehr bereit war, irgendwelche Kompromisse einzugehen - die "Scheidung". Da sich die Beatles gerade in Vertragsverhandlungen mit der EMI befanden, wurde Stillschweigen abgesprochen, um den Vertrag erstmal unter Dach und Fach zu bringen.

Anfang 1970 begann Spector - im Auftrag von Lennon, Harrison, Starr und Allen Klein - die "Get back"-Aufnahmen neu abzumischen. McCartney war mit Solo-Aufnahmen beschäftigt und kümmerte sich genausowenig wie die anderen um die ungeliebten Lieder. Als er dann das Resultat zu hören bekam, war er stinksauer. Noch heute regt er sich über die Orchesterversion von "Long and winding road" auf. Jedenfalls hatte "Let it be" nicht mehr viel mit der eigentlichen Idee eines "Live"-Albums zu tun.

Alle vier waren inzwischen eh mit Solo-Projekten beschäftigt. John nahm "Instant Karma" auf, George bastelte bereits an "All things must pass", Ringo an "Sentimental Journey" und McCartney an "McCartney", das im April veröffentlicht werden sollte. Als Ringo dann zu Paul ging, um ihn um einen späteren Veröffentlichungstermin zu bitten (immerhin kollidierten da gerade drei Alben: "Let it be", "Sentimental Journey" und "McCartney"), rastete der aus, schmiß Ringo raus und rief ihm "Ich mache Euch alle fertig!" hinterher.

"McCartney" wurde am 10. April veröffentlicht. Zusammen mit einem vorgefertigten Fragebogen, auf dem Paul das Ende der Beatles erklärte.

Vielleicht hätten sich die Vier trotzdem noch wieder zusammenraufen können. Trotz der Solo-Alben war geplant, daß man anschließend wieder für eine neue Beatles-LP ins Studio ging. Aber im Dezember 1970 reichte McCartney Klage gegen die anderen drei ein und verlangte die gerichtliche Auflösung der Beatles.


Es begann die Ära der Reunion-Gerüchte...





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