Hallo, Frank ! Hallo, alle anderen Beatles-Fans ! Im Jahre 1981 bat mich ein Verlag meine Erlebnisse, Erfahrungen, Kontakte mit den Beatles, Unterrichtsreihen, Ausstellungen, Dokumentationen, Konzerte etc. über sie schriftlich darzulegen. Pünktlich im Oktober 1982, also 20 Jahre nach Veröffentlichung von "Love me do", erschien dann das Autoren-Kollektiv-Werk "it was twenty years ago today -Die Beatles und die 60er Jahre" (Buchtitel: die erste Zeile des St. Pepper-songs), Verlag Frölich & Kaufmann,Berlin 1982. Mein Buchbeitrag (S. 63 ff) ist betitelt "Die Roaring Sixties und die Beatles - They?ll never come back" - Einer von Millionen Fans erinnert sich Auf Seite 83 ff beschreibe ich die seltsamen Umstände, unter denen ich von John Lennon's Tod erfuhr. Dieses Kapitel überschrieb ich: JOHN LENNON, THE IMMORTAL POET OF MERSEY BEAT In den ausklingenden 60er Jahren studierte ich Deutsch und Sport in Münster. Im Ruhrpott, in Recklinghausen, wohne ich seit den 70er Jahren, jeden Tag aufs Neue der Nordseebrise nachtrauernd, die ich ein Vierteljahrhundert eingeatmet hatte. Am Morgen des 5. Dezember 1980 fuhren ca. 100 Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums, an dem ich unterrichte, in Begleitung von acht Lehrern zum Skikurs in die Dolomiten. Auf einer dortigen Hochebene waren wir isoliert von der Zivilisation. Eine Schülerin hatte einen italienischen Freund, der sie am 9.Dezember in unserem abgelegenen Jugendhotel besuchen wollte. Er kam. Am Abend dieses Tages bestellte ich mir in der hauseigenen Pizzeria ein Gericht, das ich nicht mehr essen würde. Ich setze gerade zu einem Schluck Cola an, als die Schülerin mir gegenübertritt und lakonisch bemerkt: "John Lennon ist tot. Erschossen worden. Stefano (ihr Südtiroler Freund) hat's mir gesagt." ("...weil nicht sein kann, was nicht sein darf !" sagte einst Christian Morgenstern.) Ich reagiere prompt: "Quatsch." Die Schülerin fühlte sich zurecht schroff abgewiesen und ging. Ich blieb sitzen. Welche "Enten" waren nicht schon durch die Weltpresse und andere Medien gegeistert !! Ich dachte überhaupt nicht weiter über diesen vermeintlich üblen Scherz nach. Ich hielt die Möglichkeit nicht nur für ausgeschlossen, sie war ausgeschlossen ! Die Pizza kam. Müde vom Skiunterricht ließ ich den Tag Revue passieren, während ich das Besteck in die Hand nahm. Er war anstrengend gewesen, so anstrengend,dass ich mir in der Mittagspause mehrere Capupucini gegönnt hatte.Ich hatte mich in das Hauscafe gesetzt, das heiße Getränk geschlürft und - so entsann ich mich jetzt vor dem ersten Pizzabissen - zu meiner Überraschung und Freude gleichermaßen wahrgenommen, dass anstelle der üblichen italienischen Schnulzen aus dem Radio BEATLES-Songs... elektrisiert knalle ich das Pizza-Besteck auf den Tisch.Ich springe auf, als sei ein Feuer ausgebrochen, und stürze an die Bar, stehe keines Wortes mächtig dem verdutzten Barkeeper gegenüber. Ich höre "Ticket to ride", starre auf das Gerät. Nein ! Es läuft keine Cassette ! Das Radio spielt ! Ich wage die Frage zu formulieren: "Lorenzo, hast Du heute Nachrichten gehört ?" "Ja." "Ist... ich höre heute so viele Beatles-Songs !" "Gestern nacht ist John Lennon ermordet worden." "Nein !!!" schreie ich ihn an, rase in die Küche; das dortige Personal versteht nur italienisch. Ich kleide meine Frage in zwei Worte: "John Lennon ?" "Si", sagt eine Köchin und gibt mir gestikulierend zu verstehen, dass er erschossen worden sei. Unfassbar, unbegreiflich ! Ich stürze aus der Küche, renne nach draußen und dabei einige Schüler um, atme schwer in den kalten Winterabend, versuche mich zu beruhigen - wie ? - , sortiere Gedanken, sehe in der Zeitspanne eines Wimpernschlags John im Kaiserkeller, im Star Club, in der Gruga-Halle Essen; der Herzschlag schmerzt, der Magen verkrampft sich, ich setze mich; dann schießen mir Tränen aus den Augen. Ich versuche mir einzureden, dass ich all das nicht real erlebe, sondern träume. Später gehe ich auf mein Zimmer, heule, schluchze, wimmere bis zum nächsten Morgen. Die nächsten Tage des Skikurses sind furchtbar.
"Mit John Lennon haben wir einen
der größten Komponisten und Poeten Noch Wochen, ja - Monate später kann ich's nicht fassen. (Peter Kaschel) |