Petra / EleanorRigby, 29

Meine Erinnerungen an die Ereignisse des 8. Dezember 1980 sind sehr schwach. Das mag daran liegen, dass ich damals erst 8 Jahre alt war. Die Erinnerungen an meine Gefühle sind allerdings so klar, als wäre es gestern gewesen.

Ich weiß nicht mehr, wie ich es erfahren habe, wer es mir gesagt hat. Aber in dem Moment als ich es erfuhr, wurde ich zum ersten mal in meinem jungen Leben mit dem Tod konfrontiert. Und zwar nicht nur mit dem Tod an sich, sondern mit dem gewaltsamen, dem sinnlosen Tod. Keiner mußte mir erklären, wer John Lennon war, ich habe es gewußt. Nicht unbedingt selbstverständlich für Menschen meines Alters. Ich allerdings war geprägt von dem Freundeskreis meiner Eltern und konnte - so erzählt man sich - mit dem Wort "Beatles" bereits im zarten Alter von 3 Jahren einige mir sympathische Melodien verknüpfen.

Nein, mir mußte keiner erklären, wer John Lennon war. Ich hätte damals gerne eine Erklärung dafür gehabt, warum Menschen etwas so sinnloses tun, aber diese Erklärung konnte mir keiner geben. Immer wieder habe ich meine Mutter gefragt: "Warum hat der den erschossen? Hat er ihm was getan? Aber er mochte ihn doch!?" Ich habe sehr geweint. Geweint um einen Menschen, dessen Musik mir mehr bedeutet, als ich es damals auch nur erahnen konnte. Geweint wegen der Sinnlosigkeit einer solchen Tat. Und auch geweint, weil ich eine schmerzhafte Erkenntnis gewonnen hatte: Alle Menschen, die mir etwas bedeuten, werden irgendwann diese Welt verlassen.

Der Schmerz ist geblieben. Immer wenn ich an diesen Tag denke ist er da. Geblieben sind auch die Fragen, die mir bis heute niemand beantworten kann - auch nicht ich selber. Aber geblieben ist auch die Musik, Johns Nachlaß, der ihn unsterblich macht. Das ist alles, was wir noch von ihm haben. Ab und zu tröstet mich dieser Gedanke etwas.