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  Erdbeertreffen in Hamburg - 1. März 2003
Es trafen sich ein paar Erdbeeren in Hamburg und begaben sich auf den Beatles-Walk
Eine Bericht von Ansgar Bellersen

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13:30 Uhr, Hamburg - die Frisur hält nicht besonders gut.Typisches Schmuddelwetter.
Bevor ich mich mit den anderen Erdbeeren treffe, habe ich eine Verabredung in der Bahrenfelder Straße. Dort kann ich die signierte Autobiografie von Ravi Shankar abholen, die ich für einen Spottpreis bei eBay im "Sofort-Kauf" ergatterte.Treffpunkt ist ein Plattenladen, aber bis ich dort ankomme, kostet es einige Nerven, denn ich bin in einem Wirrwarr von Einbahnstraßen. Dazu findet dort der Wochenmarkt statt und alles ist völlig dichtgeparkt. Stelle mich aber bevor ich ins Lenkrad beiße ganz frech ins Halteverbot und eile zum Laden. Seltsame Umgebung für einen wie Ravi. Punk, Underground, Gothic und so weiter. Nur so lässt sich wohl der Preis erklären. Da hatte wohl niemand eine Ahnung, was da verkauft wurde. Hastig überzeuge ich mich, ob alles seine Richtigkeit hat, denn ich will ja kein Knöllchen riskieren. Der ganze Zirkus dauerte keine zehn Minuten und ich sitze wieder im Auto. Jetzt aber hurtig Richtung Reeperbahn.




Wie beim Pfingsttreffen 2002 parke ich wieder in der Thadenstraße. Kostenlos und nur wenige hundert Meter bis zur Großen Freiheit. Kann es mir aber trotzdem nicht verkneifen, einen längeren Blick auf meinen "Schatz" zu werfen. Ja, signiert, nummeriert, Vorwort von George Harrison, nette Bilder, eine Doppel-CD (teilweise mit Exklusivaufnahmen) und eine Schachtel mit Räucherstäbchen. Alles in edelster Ausführung. Eben so, wie man es von Genesis Publications gewohnt ist. Nur die Räucherstäbchen scheinen schon benutzt worden zu sein. Egal! Kurz vor 14:00 Uhr steht noch keiner der Kollegen vor "Gretel und Alfons". Auch der Laden selbst ist noch geschlossen.
Vertrete mir also noch ein wenig die Füße auf der Reeperbahn, kehre nach wenigen Minuten zurück und treffe an der Einmündung zur Großen Freiheit auf Jürgen. Hallo erst mal! Zielstrebig gehen wir zu "Gretel und Alfons", müssen aber feststellen, dass immer noch geschlossen ist. Auch von den anderen Erdbeeren ist noch niemand da. Aber dann ... in der Ferne ... den kenn' ich doch!?! Klar, Marino ist's und stakst gut gelaunt auf uns zu.
Dauert auch gar nicht lange, dann sind wir schon zu viert, denn auf der anderen Straßenseite steht eine Frau, die wahrscheinlich denkt: "Wer so bekloppt da rumsteht, muss wohl zu den Erdbeerfeldern gehören". Es ist Eva Maria, die jetzt auf uns zukommt und nach kurzer, aber herzlicher Begrüßung mit uns darüber brütet, warum denn diese verdammte Kneipe nicht öffnet. Aber bevor wir richtig ungeduldig werden, kommt ein Kerl daher, den ich noch vom letzten Jahr kenne. Der Barkeeper von "Gretel und Alfons". Er geht erst einmal alleine hinein. Wenig später wird auch uns Einlass in diese historische Kaschemme gewährt.
Wir machen es uns am angestammten Tisch gemütlich und bestellen eine Runde alkoholfreies Bier, was der Barkeeper mit einem gequälten Lächeln quittiert. Doch nicht hier auf'm Kiez! Naja. Jürgen schnappt sich ein Magazin, in dem der Sitzplan der AOL-Arena abgebildet ist. Ja, es geht um die McCartney-Konzerte.
Marino und ich sind diesbezüglich ziemlich angefasst, da sich unsere Karten für Hannover nicht als Innenraum-, sondern als Tribünenkarten entpuppten. Nach etlichen Minuten fragen wir uns, wo denn Rainer bleibt, denn der sollte doch zumindest noch kommen, nachdem doch etliche Erdbeerfreunde absagten. Aber Rainer kommt einfach nicht. Schade, denn auch die Beatles waren in Hamburg doch zunächst zu fünft *g*. Ewig wollen wir nun also nicht warten. Schnell noch ein paar Fotos.
Gleich wird gezahlt, aber vorher muss noch gepullert werden. Was für ein Erlebnis! Die Toiletten sind offensichtlich seit 1960 unverändert geblieben. Auch das sollte fotografisch festgehalten werden:
 
Herrlich! Auf dem Weg nach draußen fällt der Blick noch unweigerlich auf das legendäre McCartney-Konzertplakat von 1989. Als er in jenem Jahr im Kaiserkeller eine Pressekonferenz abhielt, ließ er durch Geoff Baker Schulden von anno Tobak begleichen. Er tat dies, indem er 89,50 DM (???) bezahlte und der Kneipe ein signiertes Plakat stiftete.
Paid in full!

 
Nun wollen wir die Hamburger Beatles-Stätten sehen. Für Marino ist dies das erste Mal; Eva Maria kennt schon einige Plätze. Jürgen und mir ist die Tour bestens bekannt. Aber wie man es auch dreht: Ein Beatles-Walk ist immer sehr nett. Zunächst gehen wir dorthin, wo ehedem der "Star Club" war. Nur mit sehr viel Phantasie kann man sich ausmalen, wie es früher hier ausgesehen hat. Irgendwie schon traurig. Dieser Stimmung passt sich der "Star Club"-Grabstein an. Neu scheint die folienverkleidete Scheibe rechts davon zu sein.
Am ehemaligen Kaiserkeller, der heutigen Großen Freiheit 36, verharren wir einen kurzen Moment an der dort angebrachten Gedenktafel. Auch ein Repro des berühmten Kaiserkeller-Plakats mit Rory Storm und den Beatles als auftretende Bands hängt dort. Zwischen der Großen Freiheit 41 und 43 liegt die St. Joseph-Kirche. Die Beatles kehrten erst 1966 nach Deutschland zurück, da bis 1965 ein Verfahren gegen sie wegen Kirchenschändung lief. Sie sollen dort von der Kanzel gepinkelt haben. Ja, und wenn die Beatles in diesem Gemäuer urinierten, dann müssen wir das auch von innen sehen. Zufällig will eine Ordensschwester gerade die Kirche schließen, lässt uns aber nichtsahnend herein. Aber alles bleibt ganz gesittet. Auch können wir gar keine Kanzel sehen. Vielleicht hat es auch hier Baumaßnahmen gegeben...
Etwa 50 Meter weiter befindet sich auf der rechten Seite das "Indra". Der Ausgangspunkt des Hamburg-Abenteuers der Beatles. 30,00 DM pro Nase und Nacht, dafür viereinhalb bis sechs Stunden abrocken. Das waren Zeiten!
Eva Maria spart nicht mit spitzen Bemerkungen, warum wir das denn alles so ausgiebig fotografieren müssen. "Bist du wohl still?!?!"
Wir schlendern weiter und sehen auf der linken Seite den Hintereingang zum Schlafquartier Bambi-Kino. Um die Ecke finden wir dann die Gedenktafel, die wir im letzten Jahr erfolglos gesucht hatten: Paul-Roosen-Straße 33
Jetzt gibt es eigentlich nur noch eine ganz wichtige historische Stätte: die Jägerpassage in der Wohlwillstraße 22. Dort machte Jürgen Vollmer jenes legendäre Foto von John Lennon (und Paul, George und Stuart), welches Lennon für sein 1975er "Rock'n'Roll"-Album verwendete. So sieht es dort am 1. März 2003 aus:
Allmählich könnten wir wohl ein bisschen Nahrung vertragen. Wir überlegen kurz und entscheiden uns für den Italiener, bei dem es ja 2002 auch ganz lecker (und lustig...) war. Auf dem Weg dort hin kommen wir selbstredend auch wieder an der Davidswache vorbei, in der Paul und Pete einige Stunden in einer Zelle verbrachten. Die Sache mit dem Kondom...
Beim Italiener vermissen wir schmerzlich die Blondine, die im Mai 2002 so kernig die von Sunny und Matze vorgetragenen Beatles-Weisen mitgeträllert hatte. Erst einmal bestellen wir Pizza für vier. Einige Minuten später kommt die Dame doch noch zur Tür herein. Diesmal aber ohne XXL-Ausschnitt. Man(n) kann nicht alles haben. ;-)
Gesättigt verlassen wir das Restaurant. Vorher musste sich Jürgen bereits verabschieden. Nur wenige Schritte entfernt befindet sich immer noch "Paul Hundertmark Jeans & Westernstore". Hier deckten sich die Beatles mit Westernstiefeln ein. Drinnen gibt es nichts, was mit den Beatles in Verbindung gebracht werden könnte. Im Gegenteil. Hier gibt es eine ganze Vitrine mit Elvis-Devotionalien. Trotzdem ist es hier nicht uninteressant. Erst nach etlichen Minuten haben wir genug gesehen.

Die letzte Station ist das Hotel "Germania" in der Detlev(!)-Bremer-Straße 8. Auch hier findet sich kein Hinweis darauf, dass die Beatles dort während ihres zweiten Hamburg Aufenthaltes übernachteten. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Marino und ich beschließen, die Hotelbücher einzusehen. Das Hotel scheint leergefegt zu sein. Aber doch, da sind zwei Gestalten in der Bar. Einer dahinter und einer hockt am Tresen. Die sehen irgendwie ... hmmm, erst einmal unser Anliegen loswerden. Ob sie denn wüssten, dass die Beatles damals... Ja, sie wissen. Belege existieren, aber die verwahrt der Chef. Da muss doch die Stadt Hamburg mehr draus machen, meinen wir. Das sei hier jetzt aber ein Schwulen-Hotel (ah, ja) entgegnet der Mann an der Theke. Na und, was hat das damit zu tun? Schulterzuckend gehen wir wieder.
Es ist schon recht dämmerig geworden. Bevor Marino und ich Eva Maria zur S-Bahn-Station bringen, riskieren wir noch einen letzten Blick von der Reeperbahn in die Große Freiheit. Ein Anblick, den John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr wohl nie vergessen haben.






Kommentare
2 Kommentare vorhanden

#1 by Lucy in the Sky with Diamonds
Übrigens, das Indra wurde letztens wieder renoviert. Keine Angst, die ursprüngliche Beatles-Atmophäre ist noch da...(Ist echt gemütlich dort! War schon 2X da).
Ach ja, zum Bericht: Ich finde ist mal eine gute Idee sowas zu machen. Wer nach Hamburg kommt und die Angewohnheit hat, aufzublicken, wenn er/sie im gleichen Wagon der U-Bahn das Wort Beatles vernimmt, sollte den Beatles-walk auf der Reeperbahn unbedingt ausprobieren.
Gruß, eure Lucy aus (na...?) HAMBURG!!!

#2 by MovieStar
Hey Billy Shears du hast verdammte Ähnlichkeit mit Greg Kinnear