CONCERT FOR GEORGE - London, 29.11.2002 - Bericht von Marino
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Hier endlich ein Konzertbericht aus erster Hand. Zwei Jahre hat uns der gute Marino diesen Text vorenthalten ;-) ... aber nu' isser da! More: Beatles - Now I know how many holes it takes to fill the Albert Hall! 30 Jahre. Genau 30 Jahre hat es gedauert, bis ich sie zu Gesicht bekommen habe. Na ja, nicht mehr alle, doch zumindest alle noch lebenden Fab Four. Die Rede ist von den Beatles. Am 29. November 2002 wurden zum Gedenken an George Harrison, der genau ein Jahr zuvor an Krebs starb, in der Londoner Royal Albert Hall alle Musiker zusammengetrommelt, die mit dem Beatles-Gitarristen in engeren Kontakt standen. Dazu zählen natürlich auch Paul McCartney und Ringo Starr, die beiden noch unter uns Weilenden der berühmtesten Band der Musikgeschichte. Hinzu, sozusagen als Garnierung, als wäre es noch nicht genug, standen neben den zwei Ex-Pilzköpfen die beiden einzigen Rockmusiker, die auf Beatles-Schallplatten mitwirkten: Gitarrist Eric Clapton und Keyboarder Billy Preston. Aber der Reihe nach: Wir ("Dr. O'Bell", "Rickenbacker" und ich) waren relativ früh, gegen 16 Uhr, am Freitag Nachmittag an der Royal Albert Hall. Vorher hatten wir noch TV-Berichte über das Ereignis gesehen. In England schien das Konzert mehr Aufsehen erregt zu haben als hierzulande. Daran ist man ja gewöhnt. Wir schlichen um die RAH, meist vorm "Künstlereingang" (durch den wahrscheinlich überhaupt kein Musiker kam) und bei den Stagehands und Helfern vor dem Hintereingang, immer in der Hoffnung, irgendjemanden zu sehen. Wir sahen jede Menge Leute, klar, nur einen der auftretenden Künstler natürlich nicht. Schließlich standen wir eine halbe Stunde am Lieferanteneingang mit den professionellen Fotografen (hatten die einen Tipp bekommen?), bekamen aber dann doch außer eines "interessanten" LKW-Wendemanövers auch dort nichts zu sehen. Um Punkt 18.30 Uhr war Einlass. Das bedeutet allerdings nach englischer Zeitrechnung 18.52 Uhr. Briten haben so ihre Eigenarten. Da jeder eine Platzkarte hatte, entfiel das übliche Gedrängel um die besten Plätze. Wir bekamen jeder ein persönliches Exemplar eines handgebundenen Programms. Das erste Kribbeln setzte bei mir schon auf dem Weg zu unserem Balkon ein - die ganze Halle war voller Räucherstäbchen-Duft! Es roch wie bei mir zu Hause. ;-) Pünktlich um 19.30 Uhr begann das Konzert. Ok, was habt ihr gelernt? Richtig! Es war etwa 19.50 Uhr. Der Abend mit einem "Indischen Teil", wobei Eric Clapton schon anfangs zugab, dass sie drei Wochen geübt hatten, die Musik auf die Reihe zu bekommen, so dass keine Zeit blieb für weitschweifende Ansagen. Es klang dann auch durchweg ziemlich improvisiert, was die Herren da am Mikro so von sich gaben während des gesamten Abends. Man hätte die Moderation vielleicht doch einem Eric Idle oder Michael Palin überlassen sollen - wovon wir ausgingen -, aber dem war nicht so, die Monty Pythons (nur John Cleese fehlte) hatten nur Kurzauftritte mit "Sit on my face" und dem "Lumberjack-Song" (mit Tom Hanks!). Im Indienteil spielte meist Anoushka Shankar, die Tochter des großen Sitar-Meisters Ravi. Er selbst spielte leider nicht, war aber konstant auf der Bühne, da er die Musik komponierte. Zwischendurch gab es eine bemerkenswerte Version von Harrison's "The Inner Light" mit Jeff Lynne vom Electric Light Orchestra. Danach ging es in eine halbe Stunde Pause. Dann begann die zweite Hälfte des Abends. Der Rockteil. Man könnte jetzt die Musiker auflisten, die auf der Bühne standen (es waren bis zu 20 gleichzeitig), doch was man natürlich nicht rüberbringen kann, ist die Atmosphäre des Denkwürdigen, des Einmaligen, die in der Halle herrschte! Die Stimmung wuchs mit jedem Song, mit jedem weiteren Gast, der auf die Bühne kam. Sehr gut gefallen hat mir persönlich Tom Petty & the Heartbreakers. "Handle with care" von den Travelling Wilburys war zweifelsfrei ein erster Höhepunkt. Genauso wie Sam Brown, die "A horse to the water" intonierte. Aber dann kam Ringo Starr auf die Bühne und sang zwei Songs, die der Verstorbene zum Teil mitkomponierte. Dann sagte er einen "weiteren Freund von George" an - und Paul McCartney kam auf die Bühne! Von da an weiß ich nichts mehr, ich bin in Ohnmacht gefallen und wachte erst Sonntag Abend am Heathrow Airport wieder auf. Mein Alter Ego allerdings kann sich besonders an "Something" erinnern, das mit Ukulele von Paul begann und schließlich mit der Band (wie gesagt, immer so etwa ein knappes Dutzend Musiker auf der Bühne) beendet wurde. Doch schließlich gab's (für mich) den absoluten Höhepunkt des Abends: "While my guitar gently weeps" mit Paul McCartney, Ringo Starr, Billy Preston und Eric Clapton!!! Habt ihr ne Ahnung, was mir durch den Kopf ging? Außer den paar Tränen, habe ich die Einzigartigkeit dieses Moments erlebt - die zwei letzten Beatles mit zwei Wegabschnitts-Begleitern zusammen auf der Bühne!!! Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Zusammensetzung nie wieder gemeinsam eine Bühne betritt! Es fielen Tausende von Blütenblättern von der Decke und ein dreistündiger Abend ging um ca. 22.45 Uhr zu Ende. Wir standen nach dem Konzert noch eine ganze Zeit am Eingang und verarbeiteten die Erlebnisse und hofften auf ein paar bekannte Gesichter. Natürlich vergebens, aber wir hatten auch nicht ernstlich damit gerechnet. Ich bin dankbar und glücklich, dabei gewesen zu sein. Ein Erlebnis, von dem ich mein ganzes Leben zehren werde. |
Kommentare | |
4 Kommentare vorhanden |
#1 by Nadja Sabrina
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Ein sehr schöner und anschaulicher Bericht, Marino! Lässt viele wunderbare Erinnerungen in mir aufkommen... Dieses Konzert-ERLEBNIS war wirklich beeindruckend und ergreifend - schlichtweg einzigartig. Ich bin ebenfalls wahnsinnig froh und dankbar, am 29.11.2002 mit dabei gewesen zu sein! :-) |
#2 by SemolinaPilchard
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Bei deinem Bericht kriegte ich die Gänsehaut, Marino. Ich hatte ähnliche Gefühle beim Paul McCartney-Konzert im Mai 2003 in Wien, als er mit der Ukelele die schnellem Version von "Something" spielte. Eine Frage am Rande: weisst du, ob Ravi Shankar mehrere Töchter hat oder ob die von dir angesprochene Anouschka identisch mit Norah Jones ("Sunrise" ist? |
#3 Dr. O'Bell
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Hi Semo, Ravi Shankar hat zwei Töchter, Anoushka und Norah, wobei Norah aus einer Beziehung mit Sue Jones stammt und ihre Kindheit ohne den Vater verbrachte. |
#4 by Frosch
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Klasse Bericht!!! Wär gern dabei gwesen; nun denn: die DVD entschädigt -ein wenig. |