A NIGHT FOR JOHN LENNON - Bremen, 09./10.12.2005
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Wieder einmal trafen sich mehrere Erdbeeren zu einer Veranstaltung im Zeichen der Beatles. Anlässlich des 25. Todestages John Lennons fanden in Bremen zwei Abende statt mit Talk, Film, Ausstellung, Konzert und einem ganz außergewöhnlichen Ereignis ... More: Fünf Jahre ist es her. Mit den Sugar Plum Fairies formierte sich eine Band, die anlässlich des 20. Todestages von John Lennon ein Konzert auf dem Dach des Bremer Sport Karstadt-Gebäudes gab. Diese außergewöhnliche Aktion schaffte es seinerzeit sogar in die Nachrichten von ARD und SAT.1. Grund genug für die beiden musikalischen Köpfe der Band, Sänger und Gitarrist Norbert Krietemeyer sowie Keyboarder Moritz Puschke, ihr Konzept einer Beatles-Coverband weiter zu verfolgen und zu optimieren. Von Beginn an war ihnen wichtig, gewohnte Coverband-Pfade zu verlassen und sich den musikalischen Schätzen der Beatles zu widmen, die sich abseits der großen Hits befinden. Rooftop Revisited 2000 Zusammen mit dem Schlagzeuger der Fairies, Tim Günther, entwickelte Moritz Puschke die Idee einer großen Lennon-Veranstaltung zum 25. Jahrestag der Ermordung des Ex-Beatles. Hartnäckigkeit zahlt sich aus und so konnte einer der wichtigsten Weggefährten der Beatles für die „Night for John Lennon“ gewonnen werden: Klaus Voormann. Im Dezember 2000 war das Dach-Konzert gewissermaßen der Vorlauf für zwei Konzertabende im Bremer Club „Moments“. Damals waren beide Auftritte sehr gut besucht und so wurden auch für 2005 zwei Abendveranstaltungen organisiert. Das Poster der Veranstaltung Die Erdbeerfelder waren bereits am Freitag, den 9.12. durch Mareike (Mrs. Kite), Martin (Poky Mahony) und meine Wenigkeit (Dr. O’Bell) vertreten. Martin, dem die Lennon-Nights eine Reise quer durch die Republik wert waren, holte ich in seinem Hotel ab um dann auf direktem Wege zur Bremer Schwankhalle zu fahren. Etwa zwei Stunden zuvor erhielt ich von Moritz (dem o.g. Organisator der Veranstaltung) einen Anruf, in dem er mich informierte, dass der Vorverkauf mehr als gut lief und es unter Umständen an der Abendkasse keine Karten mehr gibt. Netterweise reservierte er für mich und die übrigen Forumsmitglieder für beide Abende ausreichend Karten. Nachdem wir die Tickets in Empfang genommen hatten, warfen wir zunächst ein Blick in den Ausstellungsraum. Hier befanden sich an den Wänden großformatige Abzüge von Bildern, die die Beatles während ihrer Bravo-Blitztournee 1966 zeigten sowie Aufnahmen aus dem Hamburger Top Ten 1961, von den Dreharbeiten zu „A Hard Day’s Night“ in London 1964, von den Dreharbeiten zu „How I Won The War“ in der Lüneburger Heide 1966 und von einer Pressekonferenz mit John & Yoko in Montreux 1969. In der Mitte des Raumes hingen neue, bisher unbekannte Kaltnadelradierungen von Klaus Voormann. Hier war vorwiegend John Lennon das Sujet – immer reduziert auf die wesentlichen Erkennungsmerkmale: Nickelbrille, spitze Nase, schmaler Mund. Doch es gab auch mit „Kaiserkeller“, „Hey Jude“ oder „At Shea Stadium“ betitelte Arbeiten, die Lennons Bandkollegen abbildeten. Die in sehr kleiner Auflage erstellten Radierungen waren ab 280 Euro zu erwerben. Dem kleinen Tisch mit Beatles- und Ex-Beatles-Singles sowie Büchern schenkten wir kaum Aufmerksamkeit. Einlass war noch lange nicht und so gingen Martin und ich noch auf ein Bier in das benachbarte Lokal „Sudhaus“. Nach 20:00 Uhr wechselten wir dann wieder in die Schwankhalle und wurden auch bald in den Hauptsaal gelassen. Hinten im Raum eine Tribüne und davor eine Freifläche bis zur Bühne. Dort trafen wir dann auch Mareike und ihre Freundin Tabea. Um 20:30 Uhr betrat der Sänger der Sugar Plum Fairies, Norbert Krietemeyer, die Bühne und eröffnete den Abend, sich selbst an der Akustikgitarre begleitend, mit „Working Class Hero“. Nahtlos daran anknüpfend wurde auf einer großen Leinwand ein ca. 20-minütiger Film über John Lennon gezeigt, der die markantesten Passagen aus Andrew Solts 1988er Film „Imagine“ vereinte. Obgleich die Qualität der Bildauflösung etwas zu wünschen übrig ließ, entfalteten die wenigen Filmminuten doch ihre Wirkung. Wer den Film „Imagine“ kennt, weiß um die (nachgestellte) Attentats-Szene mit der Brille Lennons, die durch die Luft geschleudert wird, bevor sie auf dem Boden zerschmettert. Als unmittelbar darauf der Raum wieder erhellt wurde, hätte sich eine fallende Stecknadel mit einem Presslufthammer messen können. Nach einem Moment der Stille betrat Burghard Rausch (Moderator bei Radio Bremen und u.a. Autor des Buches „Die Rockjahre“) die Bühne und holte die Interviewgäste für den ersten Talkrundenteil zu sich. Da war zunächst Wulf Herzogenrath, der als Direktor der Bremer Kunsthalle 1995 die hervorragende Ausstellung „Original John Lennon“ nach Bremen holte. Er unternahm den Versuch, Lennon künstlerisch einzuordnen und prangerte an, dass jemand wie John Lennon für die traditionelle Kunstszene ein rotes Tuch darstellt. Je erfolgreicher ein Künstler wird, desto mehr sinkt seine Akzeptanz in der Kunstszene. Anschließend erzählte der Bremer Matthias Höllings auf sehr unterhaltsame Weise von seinem Werdegang als Beatlessammler. Letzter Talkgast in dieser Runde war Moritz Puschke, der danach gefragt wurde, was John Lennon und die Beatles so einzigartig macht und berichtete über die Arbeit der Sugar Plum Fairies. Dass Burghard Rausch am Ende Tim Günther ungefragt wieder von der Bühne schickte, war über beide Abende betrachtet nicht der einzige Faux-pas des Radiomanns. Er wirkte häufig konfus und verkrampft. Klaus Voormann im Gespräch Aber wenn man einen wie Klaus Voormann als Gesprächspartner hat, dann kann man eigentlich gar nichts falsch machen. Es folgte also (nach einem Kurzfilm über Voormann) die zweite Talkrunde mit Klaus als einzigen Gast. Man möchte gar nicht aufhören, diesem sympathischen, aufrichtigen und bodenständigen Mann zuzuhören. Und je länger seine Erzählungen dauern, umso bewusster wird, wie groß seine Rolle in der Beatles Historie ist. Egal, ob es um das gelinde gesagt spontane Auftreten der Plastic Ono Band beim Toronto Peace Festival 1969 ging, um die Beziehung von John und Yoko oder seine Freundschaft zu George Harrison – es ist eine Wonne dabei zu sein, wenn Klaus Voormann aus seinem bewegten Leben erzählt. Manchmal erfährt man dann sogar Dinge, die nirgendwo sonst ans Tageslicht kommen würden. So fragte Rausch fast schon rhetorisch, dass Klaus ja wohl sicher nicht mit Paul McCartney befreundet ist. Diese vorgefasste und sicher auch weit verbreitete Meinung entkräftete Klaus, der verriet, dass Paul nach dem Tod Lindas sehr oft mit ihm telefonierte und dabei viel weinte. Am Samstag wurde während des Voormann-Interviews „All Things Must Pass“ vom „Concert For George“ gezeigt. Wie Klaus Voormann sich dann ganz selbstvergessen dazu im Takt wiegte – das ging schon zu Herzen. Eine Pause schloss sich an, in der Interessierte das neue Buch von Klaus Voormann kaufen konnten. „Four Track Stories“ heißt der erste Band einer Reihe von vieren (im Eigenverlag erschienen), der Illustrationen enthält, die die Jahre 1960-62 thematisieren und zuvor nur in der Edelausgabe „Hamburg Days“ von Genesis Publications zu sehen waren. Gleichzeitig gab es die Möglichkeit, sich das Ganze von Klaus Voormann signieren zu lassen. Am Samstag wurde die Erdbeerfelder-Delegation um Frank, Nicole, Marino und Katharina erweitert. Wir trafen uns bereits um 17:00 Uhr zum Essen im Sudhaus. Der Ablauf der Veranstaltung am Samstag war so gut wie identisch mit dem Vorabend. Lediglich die Talkgäste waren nicht die gleichen. Herzogenrath war nicht dabei, dafür aber Thorsten Schmidt, der mit viel Humor über seine Bücher „Mach Schau!“, „The Beatles Mixes“ und die bevorstehende Lennon-Discographie berichtete. Ach ja, Tim Günther durfte diesmal auch etwas sagen ;-) Moritz Puschke (li.) und Norbert Krietemeyer Nach der Pause erlebten wir mit „Money“ den furiosen Start einer sehr gut aufgelegten Band. Auch wenn die langwierigen Proben und das Konzertprogramm des Vortrages die Stimme von Norbert vorwiegend im Falsettbereich beeinträchtigten, so übertraf die Stimmung die des Vortages doch relativ deutlich. Die Band spielte vor jeweils ca. 300 Besuchern zwei Sets. Im ersten Teil waren Money, Slow Down, I Feel Fine, Hey Bulldog, Gimme Some Truth, She Said She Said, God, In My Life, Revolution, Lucy In The Sky With Diamonds, I Want You (She’s So Heavy) und Come Together zu hören. Bassist Thomas Milowski und der großartige Tim Fischer In der anschließenden Pause mussten sich Frank und Nicole leider schon verabschieden, da sie früh am nächsten Morgen bereits wieder einen Termin hatten (was Frank allerdings nicht daran hinderte, mit Voormann, Höllings und Schmidt in Klausur zu gehen ...). Auf diese Weise entging den Beiden der exzellente zweite Teil des Konzertes der Sugar Plum Fairies: Nowhere Man, You Can’t Do That, Sexy Sadie, Love, Jealous Guy, Cry Baby Cry, Cold Turkey, How Do You Sleep, Don’t Let Me Down, I Am The Walrus, All You Need Is Love, A Day In The Life und als Zugaben Help!, Woman, Instant Karma!, Twist And Shout und Imagine. Des Konzertes zweiter Teil Die Band war richtig gut in Fahrt. Lediglich der von Schlagzeuger Tim Günther gesungene Mittelteil von "Don't Let Me Down" war - diplomatisch formuliert - etwas ... gewöhnungsbedürftig. Dieser Makel und Günthers nicht immer stimmiges Timing schmälerten aber nicht den Gesamteindruck. Es war ja nicht nur das Gefühl, dass die Interpretationen einfach klasse waren. Tim Fischers Slidegitarrenspiel bei "How Do You Sleep" oder "I Am The Walrus" war schwer beeindruckend. Bei „Walrus“ kam sogar noch ein Flügelhornist dazu (der für die Soundeffekte des Song-Schlussteils auch ein altes Saba-Radio bediente), „All You Need Is Love“ und „A Day In The Life“ bekamen die Unterstützung von drei weiteren Blechbläsern, wobei das zweifache Crescendo ohne (!) Synthesizer sehr überzeugend gespielt wurde. Das emotionale Highlight hingegen war an beiden Tagen die Tatsache, dass die Sugar Plum Fairies bei „Instant Karma!“ und am Samstag noch zusätzlich bei „Jealous Guy“ von Klaus Voormann am Bass begleitet wurden. Das ist schlichtweg als mittlere Sensation zu werten. Klaus Voormann hat zuletzt den Bass für das „Concert For George“ (und eine kürzlich in L.A. stattgefundene Promo-Aktion für die DVD) entstaubt und widmet sich praktisch ausschließlich der Grafik. Am zweiten Abend ließ er es sich nicht nehmen, seine Begeisterung für die Band zum Ausdruck zu bringen, bevor er sich den Bass umschnallte. Klaus Voormann: "Die da sind richtig gut!" Auch wenn er nicht fehlerfrei spielte (wie denn auch): Es war einfach traumhaft. Ich habe heute noch mit Moritz gesprochen, der mir sagte, dass sich die Band ungeheuer geehrt fühlt und dass Klaus Voormann besonders von Norberts Fähigkeiten angetan ist. Die Sugar Plum Fairies mit Klaus Voormann bei "Instant Karma!" Portrait Of A Leg End ;-) Es war also nicht nur eine runde Sache, die Bremer „Nights For John Lennon“, es war einfach unvergesslich. Zumindest für mich ;-) Zugabe! ... Zugabe! ... Zugabe! ... |
Kommentare | |
9 Kommentare vorhanden |
#1 by Micha
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Toller Bericht von einer sicher hervorragenden Veranstaltung! Danke |
#2 by Raffi
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Vielen lieben Dank für die schnelle - wie immer großzügige und umfangreiche - Berichterstattung. Ich habe Klaus Voormann bei seiner Buchvorstellung im Beatles-Museum kennengelernt und hatte auch das Glück mit ihm zu sprechen. Er ist wirklich ein total sympathischer Mensch, der überhaupt keine "Star-Mucken" hat. Ich bin dankbar, ihn persönlich kennengelernt zu haben !! Tolle Fotos, Ansgar |
#3 by Michael fka EmGe
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Toller Bericht, Ansgarius! Dein Schreibtalent beeindruckt mich immer wieder. :-) Marino hat mich schon vorbereitet und auf das, was ich alles verpasst habe. :-( Tja, während ihr euch dort vergnügt habt, durfte/musste/konnte ich - arbeiten. In einer was für ungerechten Welt wir doch leben! *seufz* Grüße, Michael |
#4 by Atlantis
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Klasse Berichterstattung Ansgar Gruß - Lothar |
#5 by Rockopa_Peter
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Nachdem mein Sohn mich auf technischen Umwegen zur Startseite und damit zu den features hatte lotsen können, war ich endlich in der Lage, deinen inhaltlich, optisch (Fotos) und stilistisch tollen Bericht zu lesen, Ansgar ! Super ! Oh, wie beneide ich euch ! Oh, hätte ich doch bloß die Fahrt (und anschließend wenig Schlaf) auf mich genommen. Es hätte sich gelohnt !!! Herzlichen Dank für die einmalige Stimmungswiedergabe ! Gruß - Peter |
#6 by Don Marino
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Hi Anska, ;-) schön hast du das wieder mal gemacht. So war's. Nur, dass du dem Tim seine Setlist ge.., äh, ...liehen hast, lässt du mal wieder unerwähnt. ;-))) Es ist doch immer wieder gefährlich mit einem beinharten Sammler auf ein Konzert zu gehen. Ich warte auf den Tag, an dem wir im Knast enden... *lol* Grüßle, der Don |
#7 by sugar-plum-fairy
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hi, bellerbeck! keine angst, wir verklagen dich nicht wg. der "gestohlenen" setlist! ganz im gegenteil, wir haben uns sehr über deinen großartigen bericht und die fantastischen fotos gefreut. wir sind alle noch ein wenig benebelt und können es immer noch nicht ganz fassen, was am wochenende passiert ist. gerade die gemeinsame zeit, die vielen gespräche, anekdoten und tipps von und mit klaus, auf und vor allem hinter der bühne, werde ich nie vergessen... best regards, moritz |
#8 by Dr.O'Bell
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Liebe Leute, freut mich ja sehr, dass euch der Bericht und die Fotos gefallen haben. Ähm ... was die Setlist betrifft: Ich weiß wirklich nicht, wie die in meine Hände gelangte. *grins* Gruß & Kuss, Ansgarius P.S.: @Moritz: Jetzt kennen wir uns schon halbe Ewigkeiten und unser großes gemeinsames Thema war immer die Musik bzw. die Beatles. Schön, dass du jetzt auch mal den Weg auf die Erdbeerfelder gefunden hast. Ich weiß wohl, dass deine Zeit immer limitiert ist, aber vielleicht hast du ja Lust dich im Forum zu registrieren. Einen Puschke haben wir schon ;-) |
#9 by manufastuca
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Norbert, wo ist dein Mopp geblieben? Wie auch immer - schön zu sehen, dass sich dein Gesichtsausdruck beim Musizieren auch nach über fuffzehn Jahren nicht verändert hat. Gruß, Manuel |