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  Here Comes The Son: Dhani Harrison
Nachdem Julian und Sean Lennon schon ihre (nicht immer angenehmen) Erfahrungen mit dem Musikbusiness gemacht haben, schickt sich nun George Harrisons einziger Sohn an, eine professionelle Musikerlaufbahn einzuschlagen. Seine Formation nennt sich "thenewno2" und wird in naher Zukunft ihr Debüt abliefern. Was bisher in Dhanis Leben geschah und wie er sich heute sieht, darüber gibt dieser Artikel Auskunft.

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Der Londoner "Evening Standard" enthielt in seiner Wochenzeitschrift "ES Magazine" vom 23. Juni 2006 einen interessanten Artikel über Dhani Harrison. Den Text der Journalistin "Alice B-B" (wer immer das auch ist) habe ich ins Deutsche übersetzt. Er enthielt zwar ein paar inhaltliche Fehler (die ich ausgebügelt habe) und einige subjektive Wertungen und hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, informiert aber doch auf interessante Weise über Dhani Harrison, so dass er würdig ist, fester Bestandteil der Erdbeerfelder-Features zu werden.

Viel Spaß beim Schmökern,
Ansgar
(a.k.a. Dr. O'Bell)

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George Harrisons einziges Kind Dhani wurde Aerodynamik-Designer im Formel 1-Rennsport, um dem Schatten der Beatles zu entgehen. Doch, nachdem sein Vater starb, erklärt er Alice B-B in seinem ersten Interview, dass er nicht widerstehen konnte, den Schritten des Mannes zu folgen, den er seinen "besten Freund" nennt. "Ich wurde immer brutal dafür geneckt, der Sohn meines Dads zu sein," sagt Dhani Harrison. "Das begann bereits im Alter von ungefähr von vier oder von fünf Jahren, bevor ich überhaupt wusste, wer er war. Und sieben Jahre lang folgten mir die Leute auf den Heimweg von der Schule um mich mit dem "Yellow Submarine"-Singsang zu ärgern. Ich kann bis heute dieses Lied nicht hören."


Früh übt sich, wer ein Meister sein will ;-)

Erstaunlicherweise scheint das Tyrannisieren George Harrison einziges Kind Dhani (27) nicht negativ beeinflusst zu haben. Stattdessen scheint es ihn im Beschluss gestärkt zu haben, nun erst recht seinem eigenen musikalischen Weg zu folgen. Und das auf erfrischende Weise - in Anbetracht der hohen Zahl Ruhm suchender Kinder prominenter Eltern, die danach lechzen würden, gewissermaßen in Sgt. Pepper’s Windschatten zu fahren.

Dhani hat alles versucht, kein Musiker zu sein. "Ich habe immer davon Abstand genommen, eine Band zu haben, weil es schließlich das ist, was die Leute erwarten." Aber Dhani, den die elterlichen Gene mit einer beunruhigenden Kombination aus dem Gesicht des Vaters und den Augen der Mutter ausgestattet haben, trägt Jeans, Turnschuhe und eine große fette Uhr, die wie eine von Cartier aussieht, hat schließlich aufgegeben. So sind wir nun hier, um über thenewno2 zu sprechen, die Band, die er mit Kindheitsfreund Oli Hecks gegründet hat. "Oli und ich trafen uns, als wir 15 waren," sagt Dhani, "und haben uns gleich gefunden über die gemeinsame Liebe zu Led Zeppelin."

Dhanis Schule war das Shiplake College, nahe der dem Wohnsitz der Harrison-Familie in Henley-On-Thames. "Ich wurde in jeder Beziehung ehrgeizig und übergenau", sagt Dhani und sitzt auf einem Samtsofa eines eleganten Hauses in Knightsbridge, das als Büro für die Verwaltung des musikalischen Nachlasses George Harrisons dient, von dem Dhani jetzt der alleinige Begünstigte ist. "Ich war sehr eifrig, mich als eigene Person zu prüfen. Ich arbeitete hart an der Schule, bekam gute Noten, war aktiv im Sport, war in allen möglichen Mannschaften und in der Kunstabteilung." Aber das Leben in einem Internat für Jungen hatte nicht den Reiz, den er für die meisten anderen Jungen hatte. "Ich kam für gewöhnlich nach Hause, zog mich sofort um und ging geradewegs ins Studio zu meinem Dad und sah zu, wie Ravi Shankar die erstaunlichsten Ragas spielte", erklärt er. „Wenn nun also am nächsten Tag jemandem eine Laus über die Leber gelaufen war oder mir erklärt wurde, meine Schuhe seinen nicht sauber, so traf mich das alles nicht." Dhani studierte dann an der Brown-Universität in Rhode-Island (USA) Industrie-Design und Physik. In seinen Bemühungen, den Musikerberuf zu umgehen, entschied er sich für die Laufbahn eines Aerodynamikers. Nach der Universität fand er seinen Traumjob bei McLaren und arbeitete für die Formel 1 und McLaren SLR, aber es währte nicht lang.

"Ich definierte meine vollständige Ausbildung über diesen Job", sagt Dhani. "aber anderthalb Stunden unter dem Luftschacht von Klimaanlagen zu sitzen, machte nicht gerade so viel Spaß, wie ich ursprünglich dachte". Während seiner Zeit an der Brown Universität war er auf Besuch in George Harrisons versponnen-gotischen Schloss (120.000 m² Grundstücksfläche) in Henley – wo er jetzt lebt, wenn er in England ist - als etwas wirklich Entsetzliches geschah. Im Dezember 1999 brach Michael Abram, ein paranoider Schizophrener, in das Haus ein und stach George nieder. Seine Frau und Sohn taten alles, um ihn bis zum Eintreffen der Sanitäter am Leben zu halten. Zu der Zeit sagte Dhani: "Ich glaubte ehrlich, dass er im Begriff war zu sterben, aber ich stützte ihn mit einer Hand auf seinem Rücken und der anderen auf seinem Bauch, schnipste ständig mit den Fingern und redete laut auf ihn ein, 'Hör auf meine Stimme!' "


Dhani mit seiner Mutter Olivia und „Onkel Ringo“

George überlebte, aber die Familie wurde durch dieses Ereignis offenbar heftig erschüttert. Dhani nahm sich ein Jahr Auszeit von der Universität, um während des Prozesses gegen den Attentäter in England zu sein. "Ich wollte hier sein, meine Eltern zu unterstützen. Mein Dad lehnte ab, zur Verhandlung zu gehen, aber ich ging", sagt er und fügt ungläubig hinzu: "Und der Mann, der versucht hat, meine Eltern zu töten, wurde nicht hinter Schloss und Riegel gebracht, sondern arbeitet jetzt in einer Bürger-Beratungsstelle." Als George nun ernsthaft an Lungen- und Kehlkopfkrebs erkrankte, begann Dhani mit ersten Aufnahmen für das Debüt von thenewno2. "Die ganze Familie wohnte in der Schweiz, während Dad krank war," erklärt er. "Ich hatte keine Freunde dort, aber es gab ein Ministudio. Also fing ich an, etwas Material aufzunehmen."

Nachdem George im November 2001 im Alter von 58 Jahren starb, ging Dhani nach Los Angeles, um die Arbeit am letzten Album ("Brainwashed") seines Vaters gemeinsam mit dem Produzenten Jeff Lynne zu beenden. "Da gibt es Songs, die stammen aus der Zeit, als ich geboren wurde, andere entstanden im Jahr, bevor er starb. Dad saß praktisch auf diesen Songs," erklärt Dhani, "also half ich ihm, sie zu bearbeiten." Die Musikerkarriere Dhanis ist auf umgekehrte Weise als üblich entstanden. Die meisten Musikbegeisterten lernen zu spielen, gründen eine Band, erhalten einen Plattenvertrag, machen Aufnahmen und verfügen, wenn alles gut läuft, schließlich über das Geld, sich ein eigenes Studio zu kaufen. "Ich wuchs in diese interessante Position hinein, keine Band zu haben, aber ein Studio. Ich erlernte Aufnahmetechniken und zu produzieren, bevor ich überhaupt anfing, live zu spielen. Dad kam dann immer herein und erklärte, was für einen Mist wir spielen," sagt er lachend, "manchmal kam er aber auch dazu und spielte mit uns." Was Dhanis Konzert-Auftritte betrifft, so ist es die gleiche auf den Kopf gestellte Geschichte. "Das erste Konzert, das ich überhaupt spielte, war mit meinem Dad als ich 13 war," erklärt er, "es war im Tokio Dome, der eine Kapazität von 45.000 Plätzen hat. Jetzt spiele ich in Pubs vor fünf Leuten."


George Harrison und sein 13-jähriger Sohn Dhani beim Konzert in der Londoner Albert Hall am 6. April 1992, das gleichzeitig Georges letztes überhaupt war

Der Liverpooler George Harrison ging dagegen den normalen Weg: Er wurde 1943 geboren und traf Mitte der Fünfziger Jahre während seiner Schulzeit am Liverpool Institute Paul McCartney und spielte für lange Zeit vor kleinem Publikum. Dhani, 1978 geboren, ist sein Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Olivia Trinidad Arias, einer mexikanisch-stämmigen Kalifornierin, die er traf, als sie als Sekretärin bei seiner Plattenfirma in Los Angeles arbeitete. Georges erste, 1966 mit dem Model Patti Boyd geschlossene Ehe, dauerte acht Jahre. Für Patti schrieb George sein vielleicht berühmtestes Lied "Something", das Frank Sinatra "das größte Liebeslied der letzten 50 Jahre" nannte.

Hecks und Harrison beschreiben die Musik, die sie machen, als Electro Blues Rock. "Das Rückgrat ist Blues mit viel Synthesizer und Trip-Hop Einflüssen", sagt der im renommierten reformpädagogischen Landschulheim Bedales erzogene Hecks, 28, dessen Vater Malcolm ein Architekt und Mutter Donna eine Soziologielehrerin sind. Dhani und Oli nennen Bands aus Bristol wie Massive Attack und Portishead als Einflüsse, zusammen mit Dylan, Led Zeppelin und Ravi Shankar. Eine offizielle Platte gibt es noch nicht nicht, aber nach den kurzen Ausschnitten auf MySpace zu urteilen, ist ihre Musik viel versprechend: psychedelische Blues-Beats mit einigen verwegenen Drumtracks und dazu Dhanis fesselnde Stimme. Der Gedanke liegt nahe, dass sich die Plattenfirmen überschlagen würden, um den Sohn eines Beatles unter Vertrag zu nehmen, aber thenewno2 sind derzeit noch vertragslos. Dhani streicht durch sein Haar und klagt über den Zustand der Musikindustrie. "Es ist im Augenblick eine schlechte Zeit im Musikbusiness", sagt er, "Es gibt keine behütenden Labels, keine gemeinsamen Anstrengungen, sich Zeit für eine Weiterentwicklung zu geben. Du hast fünf Minuten, die beste Platte deines Lebens zu machen und wenn du nicht so viel verkaufst wie Coldplay sind, dann wirst du fallen gelassen." So finanzieren sich thenewno2 selbst. "Ich machte mir Gedanken darüber, dass es vielleicht wie ein Eitelkeitsprojekt aussehen könnte", sagt Dhani betroffen, "aber wir sind Kontrollfreaks anstatt verdorbene Gören. Wir sind nicht Paris Hilton. Wir wollen unsere Musik selbst verlegen in allen kreativen Fragen wie Fotografie, Videos und Artwork selbst planen und ausführen."

Jedes Kind eines Beatles, das Musik macht, steht unvermeidlich unter intensivem Druck und ständigen Vergleichen. Beide Söhne John Lennons, Sean und Julian, haben den Sprung gewagt - mit durchschnittlich bis enttäuschenden Resultaten. Aber Dhani scheint für ein solches Urteil unantastbar. "Jeder möchte mich mit meinem alten Herrn vergleichen", sagt Dhani, "und ich sage auch nicht, dass ich nicht von ihm beeinflusst bin, denn ich war jeden Tag mit ihm zusammen und er war mein bester Freund, aber die Musik, die wir machen, ist anders. Wie auch immer: Kann man überhaupt irgendwas machen, das die Beatles nicht bereits getan haben?" fragt er. "Zwischen meinem Dad, John, Paul und Ringo, gab es kaum eine musikalische Spielart, die nicht ausgelotet wurde. Ich erinnere mich, zu meinem Dad gesagt zu haben: 'Die Rückwärts-Gitarre auf diesem Hendrix Song ist einfach das Unglaublichste, was ich je gehört habe.' Dad antwortete ohne den Blick von seiner Tasse Tee zu lassen: "Ich spielte das erste Rückwärts-Gitarrensolo auf 'I’m Only Sleeping' ". Harrison vermisst offenbar seinen Vater. "Ich bin stolz darauf, wer mein Dad war; er war ein feiner Kerl," sagt Dhani. "Aber die Leute machen die Vergleiche und sagen, das ist Anfang und Ende von Allem und er ist eben nicht mehr lebendig. Also muss ich meine eigene Sache tun. Er brachte mir das schon in einem sehr frühen Alter bei." Dhanis Mutter Olivia unterstützt die Band. "Sie kommt, mich im Konzert zu sehen, aber unauffällig und irgendwo versteckt im Hintergrund. Wir haben einige Songs gemacht, die sie sehr mag und immer wieder hört", erklärt er. Dhani steht in engem Kontakt mit den anderen Kindern der Beatles: "Wir sind wie eine große Familie", sagt er. "Aber es ist vermutlich Stella, die ich am meisten sehe", fügt er hinzu. "Stella hat diese Jacke hier für mich gemacht", sagt er und führt einen grauen Mantel mit gepunkteten Linien vor.


Dhani Harrison mit Julian Lennon

Jedoch dreht sein Ton in eisige Kälte bei der Erwähnung von Paul McCartneys Trennung von Heather Mills. "Ich habe absolut keinen Kommentar dazu", sagt er und wiederholt diese Ansage entschlossen. Dhani ist da ein ruhiger Vertreter. Der Subtext jedoch ist laut, insbesondere weil er eine enge Beziehung zu Paul McCartneys Tochter Stella pflegt, die nie von der neuen Braut ihres Vaters begeistert zu sein schien. Aber trotz seiner dunklen und glänzenden Augen ist er nicht so offen, seine wahren Gedanken über die Frau preiszugeben. Und Dhani ist gleichermaßen verschlossen, wenn es um seine eigene Beziehung geht. "Ich kommentiere nichts, was damit zu tun hat", sagt er und fügt augenzwinkernd hinzu "aber ich bin kein Spieler." Was bedeuten kann, dass Dhani irgendwo eine schöne Freundin hat, die er versucht zu schützen. Und er wünscht sich keinesfalls Horden von Mädchen, die hinter ihm her sind. Ich mag damit falsch liegen, aber mit Dhanis hinreißender Kombination von Intensität, Leidenschaft und Humor kann er kein Single sein.


Nachdenklicher junger Mann mit großer Zukunft: Dhani Harrison

Hecks und Harrisons Zukunftsplan ist es, ihre Konzerte zu einer neuen audio-visuellen Erfahrung zu machen, und sie gehen davon aus, im nächsten Jahr in England auf Tour zu gehen. "Das Standardformat von Konzerten ist so eingefahren", sagt Hecks, "dass wir visuelle Mittel mit der Musik mischen wollen um von üblichen Konzerten wegzukommen". Harrison fügt hinzu: "Ich versuchte immer, mich als Musiker niemals danach zu richten, was Leute sagen wohl würden. Da wurde mir bewusst, dass es das ist, was ich mehr als alles andere liebe. Besonders nachdem mein Dad starb, habe ich das als Methode erkannt, dem nahe zu kommen, was ich als mein wahres Ich annehme."

Also gab Dhani dem inneren Drängen nach und es ist durchaus nicht unmöglich, dass es irgendwann eine Nr. 1 für thenewno2 gibt.



Kommentare
5 Kommentare vorhanden

#1 by Nadja Sabrina
Besten Dank für diesen schönen Beitrag und die Übersetzungsarbeit, Ansgar! :)

#2 by John
Hi Ansgar,
ich habe mit grossen Interesse Deinen Beitrag gelesen, und das mehr als einmal. Besonders von den Bildern bin ich fasziniert.
Deine Arbeit der Übersetzung weiß ich zu schätzen.

Gruss Jürgen


#3 by joachimkra
Interessanter Bericht, gut verfasst..
Danke.
Ich habe so lange nach einer Beatlesseite mit solchem Inhalt gesucht.

#4 by thenewno2music
Hello,

To let you know , we have had a delay with the website. It will be updated soon. People have already started ordering our EP at

http://www.recordstore.co.uk/

thanks,


thenewno2

#5 by Nadja Sabrina
Hi there, "newno2",

in case you come here again and read this, would you please let us know if you're the "real" guys?! ;) Being interested in your project and somehow proud that you might have made your way to this website, we just can't help asking ourselves this question... ;)

Best, Nadja Sabrina