LOVE - Die Beatles mal ganz anders!
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Erdbeere (und Wahl-Kölner mit Leib und Seele) Sebastian - a.k.a. "James_Paul" - musste einer der härtesten Prüfungen seines Lebens trotzen: Er wagte sich nach Düsseldorf. Nur die Beatles versetzten ihn in die Lage, die Grenzen menschlicher Leidensfähigkeit zu überwinden: Lennon, McCartney, Harrison, Starr (und Martin!) riefen zur Hörpremiere des neuen Beatles-Albums "LOVE" im 5.1. Dolby Surround-Sound. More: Bericht von der Premiere des neuen Beatles Albums Love am 16. 11. 2006 in Düsseldorf: Der Tag beginnt reichlich frustrierend an der Uni Köln. Einer meiner besten Freunde, der mir zugesagt hatte mich zur Präsentation des neuen Beatles Albums „Love“ im Düsseldorfer Cinemax Kino begleiten zu wollen, ruft zwischen zwei Vorlesungen kurz an, um mir mitzuteilen, dass ihm etwas dazwischen gekommen sei und er leider absagen müsse. Kann passieren. Doppelt ärgerlich aber, dass er mich an der Uni abholen wollte und somit mein Fahrer gewesen wäre. Nun gut. Auto zuhause, also Faust in der Tasche machen und weiter auf den Abend freuen, schließlich habe ich genug Zeit eingeplant um mich nach einer halbwegs vernünftigen Bahnverbindung ins benachbarte Düsseldorf umsehen zu können und auch auf diesem Weg anzukommen. Schnell schütte ich vor der nächsten Vorlesung noch einen Kaffee runter, als unerwartet meine Schwester anruft. Mehr rhetorisch frage ich sie kurzerhand ob sie nicht Lust hat mich zu begleiten. Da die Leidenschaft für den Liverpooler Exportschlager in meiner Familie nicht auf alle Geschwister durchgeschlagen hat, bin ich überrascht als sie tatsächlich ja sagt. Schließlich habe sie eh noch nichts anderes vor und eine Plattenpremiere im Kino sei ja mal ganz spannend. So sagt sie mir dann auch zu mich um 18 Uhr vorm Uni Hauptgebäude einzusammeln. Bestens! Das Fahrerprobleme ist gelöst. Wenn schon nach Düsseldorf, dann ist das Auto doch wesentlich bequemer als die alternative ÖPNV Gondelei. I`ve found a driver and that’s a start. Alles klar. 18 Uhr, los geht’s. Natürlich, der obligatorische Feierabend- Stau, war ja zu erwarten. Nichts geht mehr und das eine halbe Stunde lang. Gott sei Dank, haben wir einen ordentliches Zeitpolster. Nachdem wir ins auch noch ordentlich in D’dorf verfranst haben, kommen wir schließlich doch um halb Acht im Hafen und am futuristischen Kino- Komplex an. Erst mal rein und, während die Gönnerlaune meiner Schwester schon wieder verflogen ist und sie nach etwas Essbarem nörgelt, erst mal die Karten organisieren. Tatsächlich klappt alles und ich halte die dankenswerter Weise im Auftrag von Netinfect auf meinen Namen hinterlegten Tickets in den Fingern. Wir haben noch Zeit genug um uns umzuschauen und an allen Ecken die „Love“ Handzettel und Plakate zu begutachten. Bevor es rein geht erst mal zum Promotisch, wo 2 hübsche Mädels mit dem bereits bekannten Gewinnspiel und ein paar nicht wirklich sensationellen Werbegimmicks aufwarten können. Ein „Love“ Poster, ein paar Aufkleber und eine „Love“ Schlafbrille (!!!). „Hoffentlich nicht für die Präsentation“, kann ich angesichts dieses ebenso originellen wie überraschenden Präsentes nur sagen. Leider lassen sich die Promo Tanten weder mit netten Worten noch mit einem sauer verdienten Zwanziger eines ihrer „Love“ T-Shirts aus den Rippen leiern. Was soll’s, hätte mir sowieso nicht gepasst und ich besitze ja jetzt ne Schlafbrille. Wenigstens ganz leicht beeindruckt sind die Mädels aber augenscheinlich schon, dass sie ihr sauer erlerntes Wissen nicht nutzen können um mir beim lösen der Gewinnspielfragen wertvolle Hilfe zu leisten. „Du bist doch so jung, das hätten wir jetzt nicht gedacht“. Das passt schon. „Wenn man sonst nix zu tun hat“ und „von irgendetwas muss ja jeder Ahnung haben“, meint meine kleine Schwester sarkastisch. Im Handumdrehen sind unsere beiden Karten ausgefüllt. Las Vegas, ich komme! Jetzt heißt es allerdings erst einmal: Kino 9, ich komme! Noch ein kurzes Fachgespräch mit einem Fan und Sammler vor dem Eingang und dann aber rein in die gute Stube. Ein paar sitzen schon da und sprechen über Beatles Fan Clubs und Internetseiten. Ich lehne mich soeben in meinem Kinosessel zurück als auch die Erdbeerfelder gebührend gewürdigt werden. „So ist das richtig“, denke ich mir und lächele in mich hinein! Kurz bevor es los geht kommt noch ein Pressefotograf rein und knipst das erwartungsvolle Auditorium. Dann geht’s los: „Because the world is round it turns me on “ rauscht es um mich rum. Der Sound ist toll. Klar und aufregend. Schon nach dem zweiten Song „Get Back“ mit dem Anfangs Akkord von Hard days night versehen, denke ich das, was ich so oft denke wenn ich mich intensiv auf einen Beatles- Hörgenuss einlasse: „Was für eine Band!“. Überall herum um mich trommelt es. Das erste richtige Aha Erlebnis ist dann der Übergang von Get Back zu Glass Onion. Meine Nackenhaare stellen sich auf und die erste Gänsehaut schüttelt mich kräftig durch. Der Klang ist wirklich hervorragend, eigentlich so wie es dieser Jahrhundert Musik gebührt und ich male mir gerade aus wie wohl die remasterten Alben klingen werden, die uns hoffentlich bald, sehr bald geschenkt werden. Irgendwann beginne ich wirklich die Augen zu schließen und mich einzulassen auf das, was da, aus dem was ich kenne und liebe, neu geschaffen und kreiert wurde. Und es gelingt mir mich darauf einzulassen. Meine Schwester, selbst klassische Hobby- Musikerin (Klavier und Kontrabass), auch bei den ersten 3 Songs noch skeptisch, ist plötzlich völlig begeistert von der Klarheit des Streicher Arrangements bei Eleanor Rigby. „Das ist aber schön“, findet sie. Und das ist es wirklich. In jeder Ecke des Saales scheint ein Streicher zu hocken. In der Folgezeit genieße ich öfter von den Fragen meiner Schwester unterbrochen („Was ist das für ein Lied?“ Wer singt das denn jetzt?“) einfach das was da kommt. Teile sind gewöhnungsbedürftig, ja, aber man will uns die Originale ja auch nicht klauen, sondern etwas neues hinzufügen. Mir gelingt es wirklich gut, so an die Sachen heranzugehen. Die Übergänge zwischen den Titeln, die ab und an gar nicht zu bemerken sind, sind teilweise wirklich großartig gelungen. „Love“ ist eine kleine Symphonie. Überall entdeckt das Ohr etwas, was es dort nicht erwartet wo es ist und am Ende scheint es zusammenzupassen. Ein rundes klingendes Gebilde aus dem besten Material der Welt. George und John sind so lebendig in diesen knapp 80 Minuten. „Strawberry Fields Forever“, überall im dunklen Raum, rührt mich mal wieder richtig an. Sehr schön. Die akkustische Version von „While my guitar gently weeps“ liebe ich sowieso als ich die ersten Akkorde höre schüttelt es mich wirklich. Bei Johns Sugarplum Fairy Countin zu Day in the Life bekomme ich grundsätzlich eine Gänsehaut. Jetzt ist er wirklich im Raum gewesen. Tausendmal gehört und doch wieder mal total gepackt von Johns Stimme die so lebendig aus dem Mittel- Lautsprecher kommt und mir durch und durch geht. Für mich vielleicht der Höhepunkt des Abends. Dieser Song ist wie gemacht für diese Soundqualität und die Visuals auf der Leinwand. Schön ist, mit klammheimlicher Freude zu sehen, wie diese Musik immer noch wirkt, wie die Leute im Kino mitgehen und welche Erinnerungen sie mit dieser Band verbinden. Als die letzten Töne von All you need is love verklingen und das Licht wieder angeht, verlasse ich mit einem Lächeln das Düsseldorfer Kino. Mein Beatles Lächeln! Beim Rausgehen höre ich zwei Zuhörer darüber sprechen, ob man das wirklich braucht und wer das braucht. While my Guitar mit Streichern, Yesterday mit dem Intro von Blackbird. Man kann sich wirklich fragen ob man DAS braucht. Es wäre vielleicht wirklich niemandem aufgefallen, wenn „Love“ nicht geschaffen worden wäre. Dennoch bin ich froh, dass es geschaffen worden ist. Noch schnell ein paar Sätze für die nette Reporterin eines Düsseldorfer Radio Senders, die mich fragt, wie mir Love gefallen hat und was die Beatles mir bedeuten. Ersteres kann ich noch nicht wirklich auf den Punkt bringen. Auch meine Schwester sagt noch zwei Sätze. Ja, es hat ihr gefallen. Dann geht’s ab nach Hause und im Autoradio läuft schon wieder „While my guitar gently weeps“. Diesmal singt sogar meine Schwester mit. Das Fazit. Klar ist: Love bietet nichts wirklich neues für hartgesottene Fans, aber doch die Gelegenheit viele der Beatles Songs wieder einmal neu, und in anderem Gewand zu entdecken. Der Charakter der Songs ist nicht verändert worden und doch irgendwie anders. Sie sind sie selbst geblieben und stellen sich doch irgendwie neu vor. Die Collage „Love“ ist gelungen. Ob man dieses Gewand der Beatlesmusik nun braucht oder nicht: Gut gekleidet hat es sie nicht nur für diesen Abend und wunderbar gemacht ist es allemal! Klar ist aber auch. Nicht irgendwer, nicht Hinz und Kunz, hat diese Collage gemacht und das merkt man.. Da war jemand am Werk der die Entstehungsgeschichte und den Charakter dieser Songs so gut kennt wie sonst nur die 4 Musiker selbst. Einer der eben dabei war und einer, dem diese Songs und diese Band wirklich am Herzen liegen. Das ist eine der großen Stärken von „Love“. George und Giles Martin haben mit den schönsten und buntesten Farben die die Palette Popmusik zu bieten hat ein zauberhaftes Gemälde gemalt. Und auch, wenn am Ende natürlich die Farben die Farben und die Beatles die Beatles bleiben, so ist es gut, dass es gemalt wurde. Die Kino Premiere hat sich allemal gelohnt. Mal ein ganz anderes Ambiente und für jemanden wie mich, der zuhause nicht in den Dolby Genuss kommt, schon ein wirklich prickelndes Hörerlebnis, das ich sehrt gerne noch einmal erleben würde. Der Klang ist wirklich hervorragend. Wenn man die Original Alben mit der gleichen Hingabe überarbeitet, wenn man gewillt ist ein solches Klangerlebnis im Beatles Universum nicht nur als Teaser sondern für das Gesamtwerk zu schaffen, dann können wir Fans uns wirklich freuen. Die Beatles leben; das steht fest. „Love“ wird die Beatles- Welt nicht verändern, schon gar nicht aus den Angeln heben und, ob man all das wirklich braucht kann ich auch nicht sagen. Eins weiß ich aber sicher: Wäre das noch nötig gewesen, hätte ich mich gestern wohl neu in diese wunderbare Band verliebt. JP eb4ever! |
Kommentare | |
6 Kommentare vorhanden |
#1 by Dr. O'Bell
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Hey Sebastian, dein Bericht ist einfach klasse und viel zu schade, um irgendwann im Forum zu verschwinden. Habe ihn eben nochmal gelesen und fühle mich sogleich inspiriert, ein weiteres Mal "LOVE" auf der heimischen Anlage zu zelebrieren. :-) Danke! Viele Grüße, Ansgar |
#2 by Micha
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Hallo Sebastian, ein wirklich toller Bericht, der mußte einfach in die "Features"! MfG Micha |
#3 by GermanBEAT
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Hallo Sebastian, ein sehr schöner, stimmungsvoller Bericht. Habe ihn mit einem Link auch auf German BEAT*** "verewigt": [ http://www.germanbeat.info/sh_love_cd.html#links ]. Viele Grüße, Sven. |
#4 by Nadja Sabrina
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Lieber Sebastian, wie ich schon im Forum gesagt habe, das ist wirklich ein sehr schöner, anschaulicher Stimmungsbericht, den ich mit Freude gelesen habe! Das Einzige, das diese Freude leider ein wenig trübt, ist die Tatsache, dass es im Berliner Zoo Palast leider nicht so gut gelaufen ist wie bei Euch in Düsseldorf (Stichwort: Akustik). Aber egal - jetzt haben wir ja die CD und können sie genießen, wann immer wir wollen! Herzlichen Gruß, Nadja |
#5 by Don Marino
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Ein sehr schöner Bericht, der alles das zusammenfasst, was mir auch gerade beim zweiten Hören der CD durch den Kopf geht. Liebe Grüße, Marino |
#6 by Christian
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Hey Sebastian, Schöner Bericht. Ich wollte ich ware dabei gewesen. So höre ich LOVE zu Hause im stellen Kämmerlein, wobei still nicht ganz stimmt ;-)) Geniales Album! Es bereichert das Beatles Universum um einen weiteren herrlich funkelnden Stern. Gruß Christian |