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  Ecce Cor Meum - Royal Albert Hall / London, 3. November 2006
Zusammen mit meinem Freund Moritz unternahm ich eine Wochenendreise nach London. Nicht einfach so, sondern zur Weltpremiere des neuen klassischen McCartney-Werkes „Ecce Cor Meum“.

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Konzerte in Londons Royal Albert Hall sind immer etwas Besonderes. Paul McCartney hatte sich dieses altehrwürdige Gemäuer für die Weltpremiere seiner mittlerweile vierten Arbeit im klassischen Bereich ausgesucht: „Ecce Cor Meum“, ein Oratorium, das am 22.09.2006 als Tonkonserve veröffentlicht wurde und nun auf der Konzertbühne vorgestellt werden sollte.

Es war klar, das Paul McCartney zwar als Komponist im Mittelpunkt, aber nicht auf der Bühne stehen würde. Aber was tut man nicht alles für seine Helden. Am Tag der Bekanntgabe des Konzertes bestellte ich, ohne lang nachzudenken zwei Tickets der teuersten Kategorie – in der Hoffnung, dafür auch einen Platz im Innenraum zu erhalten. Der rasende Ticketverkauf für das „Concert For George“ im Jahre 2002 ließ keine weiteren Überlegungen zu. Es stellte sich aber heraus, dass sich unsere Plätze in den erhöhten Logen befanden. Leider ließ sich diese Bestellung nicht rückgängig machen. Zu allem Überfluss bekamen wir quasi in allerletzter Minute noch Pressekarten. Moritz und ich machten diese Reise in journalistischer Mission. Moritz ist Pressereferent des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Dr. Henning Scherf, der seinerseits Präsident des Deutschen Chorverbandes ist – mit über zwei Millionen Mitgliedern der größte Musikverband der Welt. Für diese Organisation und deren Magazin „Neue Chorzeit“ gehörten wir neben der ARD zu den einzig zugelassenen Medienvertretern.


Das schicksalhafte, zuerst erworbene Ticket

Wir buchten einen günstigen Ryanair-Flug ab Lübeck und erwischten auch ein preiswertes und gutes Hotel („Royal Eagle Hotel“), das auch noch zentral gelegen war. Nur wenige Schritte von der Paddington-Tube-Station entfernt und auch nicht weit weg vom Hyde Park, an dem sich die Royal Albert Hall befindet. Nach unkomplizierter Anreise, einem netten Abend in Kebab-Laden und „The Sussex Arms“, ein Pub, der sogar noch bis Mitternacht geöffnet hatte, hatten wir eine ruhige Nacht vor dem großen Tag.


Was gab’s zum Frühstück im Hotel? Logisch: Erdbeermarmelade!

Am nächsten Morgen war die Baker Street das erste Ziel. Dort gibt es immer noch den Beatles-Shop. Die Schaufensterauslagen sind seit vielen Jahren unverändert und haben daher dicke Staubschichten und ihre ursprünglichen Farben durch das Sonnenlicht eingebüßt. Man könnte sicherlich viel mehr aus diesem kleinen Geschäft machen, wenngleich es immer wieder Spaß macht, darin zu stöbern. Gekauft haben wir dort nichts, die Preise sind fast ausnahmslos viel zu hoch. Ein paar hundert Meter die Baker Street weiter stößt man übrigens auf das Gebäude, in dem einstmals die berühmt-berüchtigte Apple-Boutique der Beatles untergebracht war.


Die Fassade ist sicherlich verändert, doch man kann sich auch heute noch die Apple-Boutique bildhaft vorstellen

Zu den Pflichtbesuchen eines jeden Beatles-Freundes in London gehört die Abbey Road. So wollten wir auch dieses Mal wieder dort hin. Ich hatte unserem „Halle-Micha“ schon vor der Abreise angekündigt, dass wir in die Abbey Road-Webcam winken würden. Doch leider nannte ich ihm den Samstag, so dass ich nun verzweifelt versuchte Micha telefonisch zu erreichen. Das klappte zwar nicht, doch Meister Francesco Badenius sprang in die Bresche. Gegen 11:00 Uhr vor den Abbey Road-Studios angekommen, dirigierte uns Frank, bis wir auf seinem Monitor sichtbar waren. Erkennen kann man natürlich nicht viel, doch witzig ist die Sache allemal.


Die Webcam ... (zu erreichen unter http://www.abbeyroad.co.uk/virtual_visit/webcam/#)


... und der Schnappschuss: Faxen machen vor dem legendären Zebrastreifen

Dieses Bild vermittelt einen guten Endruck von der Betriebsamkeit auf dieser Straße. Dort Fotos zu machen, ist nicht ganz ungefährlich, wenn man sich wie einst Iain MacDonald zum Knipsen mitten auf die Straße stellt. Doch wir schafften es:


Auf den Spuren von George, Paul, Ringo und John

Wir hatten über das ganze Wochenende hervorragendes, so gar nicht typisch englisches Wetter und kamen auch mächtig ins Schwitzen. Doch jahreszeitbedingt steht die Sonne nicht mehr so hoch und so lag der Zebrastreifen zu dieser Zeit im Schatten. Auch den lecker blauen Himmel des Abbey Road-Covers bekamen wir nicht mit der Kamera eingefangen. Habe mir mal erlaubt, diesen im Nachhinein einzufügen. Wenn schon, denn schon.

Zuvor hatte Moritz die glorreiche Idee, doch mal ins Gebäude zu gehen. Wir gaben uns als deutsche Band aus und fragten nach den Studiopreisen. Richtige Auskunft wurde uns nicht erteilt, nur ein Abbey Road-Kärtchen durften wir mitnehmen, aus dem jedoch keine nennenswerten Infos zu entnehmen sind. Aber wir waren zumindest drin. Im Flur standen zwei alte Studer-Tonbandmaschinen.


Auf einer Studer 73 produzierten die Beatles Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band"


Der Eingang zum Allerheiligsten

Vor dem Studio trafen wir auf ein Gruppe von Fans aus den USA. Wie sich im Gespräch herausstellte, waren auch sie für „Ecce Cor Meum“ angereist, hatten aber natürlich eine ungleich längere Strecke zurückgelegt. Erstaunlich! Eine nette Frau aus dieser Gruppe, Mary, machte sich an der Abbey Road-Mauer zu schaffen, die auch in diesem Jahr sicher schon 20.000 Mal neu gestrichen wurde.


Hier steht mal nicht der Name Paul in ein Herz gerahmt, sondern dessen Werk – zurecht!


Ironie oder Ernst?

Mit der vorhin erwähnten Gruppe Amerikaner suchten wir dann die Cavendish Avenue auf. Hier, nur wenige Minuten zu Fuß entfernt, befindet sich nach wie vor Paul McCartneys Londoner Haus. Die Amis gingen überraschenderweise gleich weiter, aber wir guckten mal, was sich erspähen ließ.


Blick auf Paul McCartneys Haus

Die Farbe bzw. die Beschaffenheit des Tors ändert sich immer wieder mal. So auch jetzt – die Doppeltür ist nun aus Holz. Ich stellte meine Kamera auf die Oberkante des Tors und machte ein paar Aufnahmen, die aber keine Anzeichen von Leben im Haus offenbarten (die Fenster sind übrigens neuerdings verspiegelt). Auch kein Auto war zu sehen. So vermuteten wir, dass Paul McCartney sich bereits bei den Proben in der Albert Hall befand. Wir hofften jedenfalls, dass er bei der Premiere von „Ecce“ anwesend sein würde.

Nun nahmen wir uns noch Zeit für etwa drei Stunden Einkaufsbummel in der Oxford Street und am Picadilly Circus. HMV, Virgin Megastore und andere Geschäfte wurden von uns heimgesucht. Meine Beute: das Fachblatt „Classic fm“ mit McCartney-Titelblatt, eine Neuauflage der Rutles-DVD „All You Need Is Cash“, Sean Lennons Vinyl-Single „Dead Meat“ und David Bowies „ChangesBowie“ und „Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ in der Jubiläums-Edition sowie die aktuelle MOJO-Ausgabe mit einer „The Who“-Titelgeschichte. Die in dieser Woche erscheinende neue Beatles-CD „LOVE“ bekam in MOJO übrigens die Höchstwertung.

Am fortgeschrittenen Nachmittag erholten wir uns noch ein wenig im Hotel und machten uns dann auf den Weg zur Royal Albert Hall. Als wir diese erreichten, war es bereits dunkel:


Der Schauplatz des Spektakels

Um 18:00 Uhr sollten wir unsere Pressekarten abholen. Auf dem Weg zum Pre-Ordered-Ticket-Stand kamen wir zunächst an einer Ansammlung von Menschen vor dem Haupteingang. Zur Linken Fans, in der Mitte ein ca. 6 Meter breiter freier Raum und zur Rechten, hinter einer Absperrung, gut zwei Dutzend Fotografen und Kameraleute. Hier sollte also so etwas wie der „Rote Teppich“ stattfinden. Wir mussten aber erst einmal die Karten holen. Auf dem Weg dort hin liefen wir wieder einem älteren Herrn über den Weg, der Karten verkaufen wollte. Schon unser Tags zuvor getätigter Blick auf die eBay-Angebote zeigte, dass das Konzert nicht ausverkauft sein würde. Nun ja, es war immerhin kein McCartney-Auftritt, sondern „nur“ ein Klassik-Konzert. Mit dem Karten im Gepäck überlegten wir unsere weitere Strategie. Draußen am „Roten Teppich“ bleiben oder zum „General Scott Room“ in der Albert Hall gehen, wo ab 18:30 Uhr der Presseempfang stattfinden sollte. Auch dort war unter Umständen mit Paul McCartney zu rechnen. Also entschieden wir uns dafür. Wir wurden mit einer guten Auswahl von Getränken empfangen. Noch waren wir die einzigen Presseleute. Doch bald füllte sich der Raum mit gut 50 Medienvertretern. Der EMI Classics-Chef stellte sich bei uns vor und fragte uns, für wen wir denn angereist waren. Die Auskünfte über den Deutschen Chorverband beeindruckte ihn. Leider gab es keine Pressemappen. Das Material wird uns wohl in den nächsten Tagen erreichen. Inklusive Fotos übrigens, denn während des Konzertes herrschte selbst für die Presse Fotografierverbot (das aber von vielen Digicam-Besitzern gerne missachtet wurde).

Herzhafte Leckerlis wurden gereicht und auch für Getränkenachschub wurde gesorgt. Doch gegen 19:00 Uhr merkten wir: Alles ganz nett, aber hier tut sich nichts mehr. In einer halben Stunde sollte das Konzert beginnen und so machten wir uns auf, die beiden ganz unterschiedlich gelegenen Plätze zu vergleichen und abzuwägen, welche wir nehmen sollten. Die Pressekarten erschienen uns besser. Was aber tun mit den im Vorfeld relativ teuer gekauften Karten? Die fortgeschrittene Zeit ließ es nicht mehr zu, noch mal nach draußen zu gehen, um die Tickets zu verhökern. So bissen wir in den sprichwörtlichen sauren Apfel und behielten die Karten. Doch das Grübeln währte nicht lange, denn auf unserem Marsch durch einen der Circle-Gänge der Albert Hall passierte etwas völlig Unerwartetes. Mit den Gedanken immer noch bei der Platzwahl kam mir Stella McCartney geradewegs entgegen (dir mir für ihre gerade mal 34 Jahre sehr alt erschien, ja, fast etwas verlebt). Sie blickte mich nicht an, sondern war sehr daran interessiert, schnell zu ihrem Platz bzw. zum Backstage-Bereich zu kommen. Doch damit nicht genug. Direkt hinter ihr spazierte George Martin mit seiner Frau Judy. Baff! Wahnsinn! Es brauchte einige Momente, bis wir realisierten, was da gerade mit uns passierte. Diese Leute gingen gerade mal einen Hand breit an uns vorbei! Ich hatte einen Edding, ein Sgt. Pepper-Booklet, McCartney Postkarten und das Kärtchen aus den Abbey Road-Studios dabei, doch wir waren so geplättet, dass wir nicht an Autogramme dachten. Nebenbei bemerkt hat man doch gewisse Skrupel, den mittlerweile fast 80-jährigen George Martin damit zu behelligen. Doch was für ein großartiges Erlebnis! Begeistert und nun schon sehr aufgeregt nahmen wir unsere Plätze ein. Die Bühne war noch leer, so konzentrierten wir uns darauf, mal zu gucken, welche bekannten Gesichter vielleicht im Publikum auftauchen würden. David Gilmour war es, der mir als erstes auffiel. Kurz darauf nahm Jeff Beck neben ihm Platz. Weiter links in der Reihe George und Judy Martin. Ich zückte das erste Mal vorsichtig meine Kamera:


Links George Martin und Frau, dann Gilmours Frau Polly Samson und dann David selbst und daneben wiederum Jeff Beck mit Begleitung


Kurz danach nahm Paul „Wix“ Wickens Platz, Paul McCartneys Tour-Keyboarder seit 1989

Paul McCartney kam praktisch unbemerkt in die Halle. Aber er kam! Und er war für uns gut erkennbar, nur etwa 20 Meter von uns entfernt. Da wir einen leicht erhöhten Sitzplatz hatten, konnten wir ihn während des ganzen Abends gut beobachten. Links von ihm nahm Stella Platz und zu seiner Rechten saß Mary. Beide Töchter waren in Begleitung ihrer besseren Hälften. Wenige Augenblicke später senkte sich das Licht und das Konzert begann.


Kate Royal eröffnet das Konzert mit „My Love“

Der Konzertabend war zweigeteilt. Zunächst eine komprimierte Fassung von „Working Classical“, der „Garland for Linda“-Komposition „Nova“ plus Auszüge des „Liverpool Oratorio“ und „Standing Stone“:

My Love
Warm And Beautiful
Calico Skies
Golden Earth Girl
Some Days
Junk
Nova
The World You’re Coming Into
Ghost Suite
Celebration

Die Sopranistin Kate Royal, begleitet von kleiner, kammermusikalischer Orchesterbesetzung wechselte sich bei den Stücken mit dem Tenor Andrew Staples ab und sang mit ihm im Duett bei „Calico Skies“, „Junk“, „Ghost Suite“ und „Celebration“, wobei das „Calico Skies“-Duett am reizvollsten war. Der Gesamtsound war während des ersten Teils ein wenig getrübt durch ein leichtes Grundrauschen in der Halle. Zudem erklärte mir Moritz, der musikwissenschaftlich viel, viel kompetenter ist als ich, dass der Tenor nicht am Limit singen würde. Mir als vergleichsweise Laien fiel das nicht weiter ins Gewicht.

Die „Ghost Suite“ war in dieser eher spartanischen Interpretation interessant zu hören. Verständlicherweise weniger pompös als in der Originalfassung des „Liverpool Oratorio“. Mit der schönen Melodie „Celebration“ (aus „Standing Stone“) war dann der erste Teil unter mächtigem Beifall beendet. Alle Augen richteten sich nun auf Paul McCartney. Jeder verlor seine Hemmungen und fotografierte drauf los.


Blitzlichtgewitter auf dem Weg McCartneys in die Pause

Wir wechselten auf die linke Seite der Halle in der Hoffnung, Paul oder wen auch immer auf dem Weg in den Backstagebereich abpassen zu können. Alles war in heller Aufregung. Eine Frau neben mir war vor Verzückung völlig in Tränen aufgelöst. Aber auch wir waren angesichts des Aufgebots an Leuten, die wir verehren, alles andere als die Coolness in Person. Autogramme waren aber nicht zu holen. Ich habe Paul zwei Mal Fans abweisen gesehen. Als sich der Innenraum fast geleert hatte, war Mary McCartney immer noch dort und unterhielt sich mit einer anderen Person. Sogar Mary wurde von einem Fan um ein Autogramm gebeten, was sie verständlicherweise ablehnte und dann schließlich auch verschwand. Zuvor war uns übrigens aufgefallen, dass auch Jeff Lynne zu Pauls Gästen gehörte.


Bei der Rückkehr (links Stella, rechts Paul) das gleiche Spiel

Es ist unglaublich, was dieser 64-jährige Mann immer noch für eine Faszination und Begeisterung auslöst. Das Publikum ließ sich nur schwer wieder beruhigen, musste aber, denn abermals senkte sich das Licht um das Hauptprogramm des Abends beginnen zu lassen: Ecce Cor Meum –Behold My Heart.


Mit voller Besetzung wird das Hauptprogramm bestritten

Nun könnte man hergehen und das Werk analytisch auseinander pflücken. Doch das gibt nicht unsere wahren Empfindungen des Abends wieder. Der erste Satz „Spiritus“ war von unglaublich hypnotischer und dramatischer Wirkung. Ich wurde mehrfach vollkommen begeistert von heftiger Gänsehaut geschüttelt. Das setzte sich in abgeschwächter Form bei „Gratia“ fort, bevor dann das Zwischenspiel „Lament“ mit seinen traurigen Momenten und dem schönen Oboenspiel für Besinnlichkeit sorgte. Satz drei „Musica“ erschließt sich dem erstmaligen Hörer nicht so leicht, da er weniger eingängiger ist als seine beiden Vorgänger. Mit Macht ging es dann auf den Finalsatz „Ecce Cor Meum“ zu. Abermals setzten die Musiker fulminante Akzente. Gebannt lauschte man dem Organisten Colm Carey, der die Pfeifenorgel der Albert Hall spielte bevor dann das gesamte Ensemble das Oratorium zu einem wuchtigen Ende führte. Ein wunderbares Konzerterlebnis wurde durch donnernden Applaus und stehende Ovationen beendet.

Hier noch einmal die ausführenden Musiker:

Kate Royal – Sopran
Academy of St. Martin in the Fields
Gavin Greenaway – Dirigent
London Voices – Chor
Ben Parry – Chorleiter
Boys of Magdalen College Choir, Oxford
Boys of King’s College Choir, Cambridge
Colm Carey – Orgel
Mark Law – Piccolo Trompete

Es dauerte nicht lange, da wurde Paul McCartney von Gavin Greenaway auf die Bühne zitiert. Dort hielt Paul eine bewegende, ungefähr vier Minuten lange Rede, in der er sich bei allen Ausführenden bedankte. Besonderen Dank richtete Paul an seine Familie und an seine Freunde - Heather Mills ist spätestens seit diesem Abend nicht mehr Teil von Paul McCartneys Leben. Und Freunde sind es sicherlich gewesen, die hier dabei waren. Niemand wird diesen Abend als einen weiteren Termin im Kalender wahrgenommen haben. Dafür haben die Gesichter eine deutliche Sprache gesprochen. David Gilmour beispielsweise ging während der Aufführung sehr andächtig mit und nach dem Schlussakkord drehte er sich zu Paul um, der genau hinter ihm saß und zeigte ihm „Thumbs up!“


Nach der Rede gab es die obligatorischen Blumensträuße für die Hauptakteure

Als das geschehen war, fielen – ganz ähnlich dem Schluss des „Concert For George“ – viel Konfetti von der Hallendecke. Die aus dünnem weißem Papier ausgestanzten Herzen wurde von verschiedenfarbigen Scheinwerfern angestrahlt und bereiteten uns einen sehr stimmungsvollen Abschied.


Da geht einem im wörtlichen Sinne das Herz auf

Nach dem bereits erwähnten „Concert For George“ war dies mein bisher emotionalstes Konzerterlebnis. Sowohl was die Musik betrifft, als auch die übrigen Umstände dieses Abends. Oft musste ich beim Anblick George Martins denken, wie stolz er auf seinen Musterschüler Paul McCartney sein muss. Welche Gedanken ihm wohl durch den Kopf gingen? Sicher viele gemeinsame Erlebnisse, angefangen mit der ersten Begegnung mit den unbekümmerten Vier aus Liverpool. Von „Love Me Do“ bis „Ecce Cor Meum“ ist es ein unglaublicher Weg. „Ecce Cor Meum“ schreibt die Geschichte der Musik nicht neu. Keinesfalls. Ich hatte an diesem Abend aber das Gefühl, an einem bedeutenden Ereignis teilgenommen zu haben. Vor Paul McCartneys Leistung – und es ist ja kein Spleen, sondern mittlerweile der vierte große Ausflug in die Klassik – habe ich den allergrößten Respekt. „Ecce“ ist sein bisher reifstes, überzeugendstes Werk.


Was für ein Wochenende!



Kommentare
23 Kommentare vorhanden

#1 by Raffi
Das Warten auf Deinen Bericht hat sich - WIE IMMER - gelohnt, Ansgar !!! Sensationell... Deine Abbey-Road-Foto-Session gehört sicherlich ab sofort zu den internen Highlights auf dieser Seite :-)

Klasse, dass die Erdbeeren bei fast allen großen (Noch)Beatles-Events direkt vor Ort sind.

Also nochmals.... ganz DICKES DANKE, DOC !!!


#2 by georgefromhenley
Hi - schöner Bericht. Interessant, daß Du dieses Ereignis direkt nach dem "Concert for George" bewertest. Auf die Idee würde ich nicht kommen.
Ich habe das klassische Werk mir auf CD angehört und kann damit nichts anfangen. Ich will mal vermuten, daß durch die Athmosphäre eines solchen Live Events, mit dem Anblick von Friends and Family von Paul der musikalische Eindruck verstärkt wird bzw. überlagert wird. Wenn es kein Paul Stück gewesen wäre, hätte man es sich bestimmt nie freiwillig angehört, wenn man ehrlich ist. Das sagen ja auch die Kartenvorverkaufszahlen.
In der Presse war zu lesen, daß Paul erst in der zweiten Hälfte anwesend gewesen sein soll - das scheint dann wohl eine Ente gewesen zu sein.

Wie gesagt - sehr schöner lebhafter Bericht (und coole Spion-mäßige Fotos), für mich wäre das ganze (auch wenn das z.B. eine George Oper wäre) nichts gewesen, weil es aufgrund des Beatles-bezug überbewertet ist.

Ich erwarte noch einen Konzertbericht von einem Kumpel, der ebenfalls als Macca-Fan da war, was er zu berichten hat.

Gruß
thorsten


#3 by Dr. O'Bell
Moin Thorsten,

natürlich wären wir nicht nach London gefahren, wenn da nicht ein Werk von Paul McCartney aufgeführt worden wäre und natürlich hat das ganze Drumherum den EMOTIONALEN Eindruck (denn davon sprach ich) nur noch verstärkt, wie du so schön sagtest. Da braucht man gar nicht weiter drüber zu diskutieren. Aber ich will auch nicht näher darüber sinnieren, denn für mich hat sich die Fahrt allemal gelohnt. Und wenn du mit "Ecce" nichts anfangen kannst und auch für eine "George-Oper" nicht nach London gefahren wärst - ist doch in Ordnung und nicht weiter schlimm ;-)

Gruß,
Ansgar

P.S.: Danke für die netten Worte, Ralf. :-)


#4 by beatle-klaus
Vielen Dank für den großartigen Bericht. Auch für die "Spion-Fotos", die dem Ganzen noch das I-Tüpfelchen gegeben haben.

Ich wäre gerne mit dabei gewesen...keine Frage!

Gruß,
Klaus


5x by georgefromhenley
Hallo Ansgar - was mich noch interessiert:
Wie war der Sound in der AH? Waren Sänger, Chor und Orchester unverstärkt oder ging das alles noch über einen Mischer in eine PA? Ich habe jetzt spontan keine Bilder vor Augen, kann mir aber vorstellen, daß evt. vorhandere Mikros primär für eine Ton-und Bildaufzeichung gedacht waren und nicht für PA.
Formal müsste es als klassisches Werk in dieser Halle ja ohne Technik abgegangen sein - wie hast Du das erlebt?
Ich kenne aus der AH auch sonst nur Rockkonzerte.

Daß das ganze natürlich für jeden Dabeigewesenen ein emotionales Erlebnis gewesen ist, ist klar. Wäre mir auch nicht anders gegangen, auch wenn mir die Musik nicht gefällt - allein wegen der Beatles-Beteiligung und dem "Knistern". Ich für meinen Geschmack mache aber aus Prinzip nichts mehr an Konzerten mit bzw. kaufe mir auch keine Tonträger mehr, wenn es mir nicht gefällt - egal welcher Interpret draufsteht. Dafür habe ich auch zu viel erlebt oder im Schrank. Selbstverständlich kann das jeder anders sehen - dafür sind wir ja alle Fans.

Gruß
Thorsten


#6 by Dandy
Am besten finde ich das Lonley Man on Abbey Road.


#7 by Carsten
Grandioser Bericht Ansgar ! Auch die Fotos sind klasse ! Danke !


#8 by Michael
Danke Ansgar für den emotionalen Erlebnisbericht. Aus Deinen gemachten Fotos kann man geradewegs das Feeling dieses Abends erahnen. Sicherlich etwas Unvergessliches.


#9 by Don Marino
Schöner Bericht, lieber Dottore. Ich konnte beim Lesen gut deine Gefühlage nachvollziehen. Ich beneide dich mal wieder. ;-)

Besonders schön empfinde ich übrigens auch die Anwesenheit weitere Beatles-Fans bei solchen Anlässen. Es verstärkt die Emotionen noch zusätzlich, dass man ein solches Erlebnis mit Gleichgesinnten erleben kann.

Liebe Grüße,
Marino


#10 by Micha
Hallo Ansgar,
dem mündlichen Bericht folgt nun hier grandios die schriftliche Form, tolle Bilder die einen kleinen Eindruck von dem wiedergeben was man vielleicht verpaßt hat... ich bin begeistert!

viele Grüße Micha


#11 by Rockopa_Peter
Lieber Ansgar !
Ich hektisch-chaotisch-hyperaktiver Mensch nahm mir eine ganze Stunde - eine Sensation - Zeit, um deinen wunderschönen Bericht mehrfach zu lesen und in Muße die Fotos zu betrachten !
Sollte dieses aufrichtige Kompliment meinerseits überhaupt noch steigerungsfähig sein, dann allenfalls dadurch, dir zu gestehen, dass (auch) ich die ganze Zeit eine Gänsehaut hatte - beim Lesen des Berichts !

Traumhaft hast du die Atmoshäre in Wort und Bild eingefangen. Sicherlich war das ein Erlebnis fürs Leben !


Danke !

Herzlichen Gruß - Peter


#12 by HoWo
Einfach nur DANKE!

Irgendwie fühlte ich mich fast, als wäre ich dabei gewesen!

Vielen Dank für diesen emotionalen Bericht und die schönen Bilder!!


Gruß,

Horst (HoWo)


#13 by GermanBEAT
Lieber Ansgar,

ich lasse die großen Worte, wie Gänsehaut etc., meiner Vorschreiber einfach mal so stehen bzw. versuche das in einem Wort zusammen zu fassen: wow! Ich wäre gerne dabei gewesen.

Was die klassische Musik ja interessant macht, ist die Interpretation und die Reproduzierbarkeit. Ein "Let It Be" beispielsweise bleibt ein Stück - gespielt von den Beatles. "Ecce ..." ist ein Stück von McCartney, das jedesmal wieder auferstehen wird, wenn ein Chor und Orchster dieses aufführen.

Viele Grüße,
Sven.


#14 by Nadja Sabrina
Danke, lieber Ansgar, dass du uns durch deinen lebendigen Bericht - und die vielen Fotos - an diesem tollen, ereignisreichen Wochenende hast teilhaben lassen! Es ist oft nicht leicht, derartige Stimmungen und Gefühle in Worte zu fassen, aber dir ist es wunderbar gelungen! :)


#15 by Dearfriend
Danke für diesen schönen, ausführlichen Bericht. Ich wünschte ich wäre dabei gewesen, du bist wirklich zu beneiden. Du hast auch ein absolutes London und Beatlesfeeling eingefangen durch die vielen Fotos, und ich habe mich zurückversetzt gefühlt in die Zeit vor eineinhalb Jahren, als ich selber über die Abbey Road ging und anschließend vor Pauls Haus stand. Danke.
Grüsse

Monika


#16 by pati
Lieber Ansgar, herzlichen Dank für deinen Bericht und die Fotos. Wir hatten die Konzertkarten und alles schon gebucht, da erkrankte ich am 2. Nov.06 und konnte nicht anreisen. Ich war sehr traurig!!!! Dank deinen Fotos und Bericht habe ich jetzt auch etwas "teilgenommen". Das letze mal in der Albert Hall war ich bei Standing Stone!!


#17 by Poky Mahony
Was für ein Bericht - große Klasse, Ansgar!

Viele Grüße,
Martin


#18 by James_Paul
Lieber Ansgar

"Das war eine Reise nach London im Geiste, dank dir als Reiseführer"

Ich musste ihn erst einmal, dann zweimal, dann ein drittes Mal lesen und bin hin und weg von deinem Bericht, den von dir so scharf gezeichneten Bildern und der so lebendig eingefangen Stimmung. Das du ein Meister darin bist solche Ereignisse im Wort für die Daheimgebliebenen einzufangen wissen wir ja schon seit langem, deshalb habe ich mich ja so auf deinen Bericht aus London gefreut.

Diesmal aber hast du so authentisch transportiert wie sehr dich das Ereignis bewegt hat, hast es so lebendig werden lassen, dass du damit auch uns bewegt hast als wären wir wirklich dabei gewesen. Wieder einmal hast du dich selbst übertroffen... Hach ich könnt's schon wieder lesen.

Chapeau Dr. h.c. O'Bell

Grüße
Sebastian


#19 by Lovely_Rita
Lieber Ansgar,

einfach wunderbar, dieser Bericht!
Ganz vielen Dank, dass so auch wir an diesem einmaligen Ereignis "teilnehmen" konnten.

Herzlichst,
Heidi


#20 by rigel
Hallo Ansgar,
spät, aber hoffentlich nicht zu spät mein Kommentar.

Was soll ich sagen?!?!

Du hast das wunderbare Talent den Leuten nur mit deinen Worten glauben zu machen, dass sie selbst dabei gewesen wären.

DANKE!!! :-)

Viele Grüße,
Michael aka rigel


#21 by h.skelter
Best Ansgar!

Toller Bericht.So ist man ein wenig dabei gewesen.

Negativ für mich nur das Ihr noch Karten überbehalten habt.
Als Lübecker wäre ich doch glatt auf den Flieger aufgesprungen.

Mit freundlichem Gruß
Bernd


#22 by Dr. O'Bell
Tja, Bernd ... wenn wir DAS gewusst hätten! ;-)

Nochmals vielen Dank an alle für die netten Kommentare! :-))


Viele Grüße,
Ansgar


#23 by Frau W aus D bei B
Heya, was für ein toller Kommentar!!!!! Ungeheuer kompetent und irssinig spannend - ich habe meinen Feierabend damit sehr genossen!!! DANKE A.B.