"Oh Yoko"
Ein Erlebnisbericht über die Pressekonferenz zur Kunstausstellung "Fenster für Deutschland" in Bremen am 12. 06. 2007
Am Wochenende surfte ich gemütlich auf den "Erdbeerfeldern", um nur drei Tage später in deren Namen spontan nach Bremen zu reisen. Grund war Yoko Onos Kurzbesuch in Bremen zur Eröffnung ihrer Ausstellung "Fenster für Deutschland". Unseren Administratoren Ansgar und Frank gelang es nämlich, eine Akkreditierung für die anstehende Presskonferenz am 12. 07. 07 zu erhalten. Und ich durfte diejenige sein, welche bei diesem denkwürdigen Ereignis dabei war.
Des einen Leid ist des anderen Freud... Was ich damit sagen will: Manchmal, nein häufig, ist es von Vorteil, Studentin und damit zeitlich etwas flexibler zu sein als das Groß der arbeitenden Bevölkerung. Weder Ansgar noch Frank war es möglich an der Pressekonferenz teilzunehmen, weshalb ich mich spontan bereit erklärte, den Termin in ihrer Vertretung wahrzunehmen.
Am Montag, den 11. 06. machte ich mich per Mitfahrgelegenheit zunächst auf den Weg nach Hamburg. Der Termin in Bremen einen Tag später war nämlich auf 10 Uhr angesetzt, was für eine Nachteule wie mich doch etwas ungünstig gewesen wäre, da ich in Flensburg wohne und um diese Uhrzeit keine Mitfahrgelegenheit gefunden hätte. Ich übernachtete also bei einem Bekannten, um mich am nächsten Morgen gegen 7 Uhr Richtung Bremen zu begeben. In Bremen selbst musste ich ein wenig suchen, bis ich die Kunsthalle fand. Die nette Kassiererin an der Infostelle im Bahnhof schenkte mir jedoch einen Stadtplan und Zeit hatte ich auch genug.
Gegen halb 10 stand ich also vor der Bremer Kunsthalle und konnte schon mal das am Dach befestige große weiße Plakat bewundern, welches die schlichte schwarze Aufschrift "Fenster" trug und das größte der Kunsthalle verdeckte. Die kleinen Initialen "y.o.", sowie das Jahr 2007 sah ich erst später auf anderen Plakaten. Ich sollte dann auch erfahren, dass Yoko die Welt als das Geschehen sieht, welches wir Menschen durch ein Fenster betrachten. Wer ihr Angebot nicht annehmen möchte, kann sein eigenes Fenster wieder schließen. Angeregt wurde sie durch den Kunsthistorikers Leon Battista Alberti, der ein Bild mit dem Blick durch ein offenes Fenster verglich.
Langsam trudelten die ersten Fernsehteams ein - sportliche junge Leute mit großen Beleuchtungssystemen und Kameras, die hektisch ihre Einstellungen prüften. Erst 10 Uhr sollten wir reingelassen werden. Ein wenig nervös war ich schon, weil ich bis zum Termin keine Bestätigung erhalten hatte, dass ich als Vertretung für Ansgar zugelassen werde. Wer weiß, ob ich überhaupt reingelassen wurde?
10 Uhr öffneten sich dann also die Tore. Und - siehe da - ich stand sogar auf der Liste, der zu empfangenden Pressevertreter. Juhu! Und selbst wenn nicht, hätte ich mich noch zusätzlich eintragen können. Eine Pressemappe, sowie weiteres Infomaterial gab es auch.
Bis zur Presskonferenz, die 11 Uhr beginnen sollte, war es also noch eine Stunde hin. Die Zeit nutzen wir, um uns die Ausstellung mit dem Namen "Fenster für Deutschland" anzusehen und vom Direktor der Kunsthalle Bremen, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, Informationen zu erhalten.
Deshalb möchte ich Euch an dieser Stelle einige Informationen über Yokos Kunstausstellung geben, bevor ich die Ereignisse des Tages weiter beschreiben werde:
Die Ausstellung "Fenster für Deutschland" wurde am 13. 06. eröffnet und soll bis 05. 08. andauern. Der Tag der Pressekonferenz fiel damit auf den Tag vor der Ausstellungseröffnung. Wir waren also die ersten - außer den Angestellten der Kunsthalle - welche die Ausstellung sehen durften.
Es handelt sich dabei um eine zweiteilige Aktion. Den Kern bilden die "Instructions for Paintings", welche im Kupferstichkabinett ausgestellt wurden. Diese konzeptuelle Kunst beinhaltet Texte, welche Yoko Onos Vorstellungen von Malerei und Kunst wiedergeben.
Beatlesfans dürften diese Instructions schon aus Yokos Buch "Grapefruit" (erstmals erschienen 1964) bekannt sein. John Lennon selbst, dem Yoko in ihrer Kennlernphase der 60er regelmäßig Instructions zukommen ließ, nennt "Grapefruit" als Inspirationsquelle für seinen Song "Imagine".
Die Bremer Kunsthalle stellte ca. 90 dieser Instructions aus. Der künstlerische Aspekt ist darin zu finden, dass nicht nur der Künstler selbst - also Yoko - Kunst schafft, sondern ebenso der Adressat, indem er die Anweisungen ausführt und das Werk vollendet. Die im Imperativ geschriebenen Anweisungen entsprechen simplen (etwa: "Zünde ein Streichholz an und sieh zu, wie das Licht erlischt"), aufwändigen (etwa: "Fotografiere etwas, was Dir am Herzen liegt, kopiere es, zerschneide das Bild in viele Stücke, sende es an viele Freunde und zerstöre das Original") oder metaphorisch-brutalen Aufträgen (etwa: "Male mit Blut! Male so lange bis du ohnmächtig wirst oder stirbst!"). Letzterer soll weniger wirklich ausgeführt werden, als die Anregung zu geben, seine Kunstwerke als etwas Wertvolles zu schätzen und sorgfältig zu behandeln.
Als Besonderheit fanden sich erstmals 30 handschriftliche Unikate der "Instructions for Paintings" auf deutsch. Yoko Ono selbst tuschte sie auf Büttenpapier und tat sich nach einigen Aussagen schwer mit dem Schreiben in einer fremden Sprache.
Die meisten ausgestellten Werke waren jedoch in japanischer oder englischer Sprache verfasst. Yokos erster Mann Toshi Ichiyanagi schrieb in den 60er Jahren einige der Instructions handschriftlich ab (nach Yokos Aussage, weil er eine so schöne Handschrift hatte) und führte diese auch aus. Von seinen Abschriften wurden 19 Positiv- und 16 Negativ-Kopien ausgestellt, welche den Vorraum zum Kupferstichkabinett zierten.
Prof. Dr. Wulf Herzogenrath, der die "Instructions for Paintings" als Yoko Onos wichtigstes Werk betrachtet, legte besonderen Wert auf deren Reproduktionsmöglichkeiten (z. B. durch Abschriften oder Kopien), mit welchen so viele Adressaten wie möglich erreicht werden sollten. Yoko Ono will damit ihr Publikum anregen, selbst Kunst zu produzieren. Das Kopieren und Vernichten des Originals sei eine Praxis, die Yoko selbst ausführte und zu der sie auch ihr Publikum aufrief, da Kunst nicht das Werk selbst sei, sondern erst im Kopf des Betrachters entsteht.
Ab und zu zerstöre ich auch mal "Kunstwerke", meist jedoch nur, wenn sie zu schlecht sind, um sie zu behalten. Soll mir das jetzt etwas sagen? Aber gut. Die Praxis des Zerstörens erstaunte die Pressevertreter sehr, weshalb sie Prof. Dr. Herzogenrath und später die Künstlerin selbst immer wieder darauf ansprachen.
Echte Yoko-Ono-Faksimiles konnte man übrigens für 50 € im Museum kaufen - dies gab meine Brieftasche jedoch leider nicht her. Herzogenrath scherzte, dass man das Werk ja nach dem Kauf in Onoscher Tradition zerstören könne...
Der zweite Teil der Ausstellung betraf den ganzen Stadtraum Bremen in einer Plakataktion. über 1200 "Fenster"-Plakate wurden in verschiedenen Größen an Bremer Geschäften, Säulen und Wänden ausgehängt. Bei meinem späteren Rundgang durch Bremen habe ich auch tatsächlich ein paar Plakate hängen sehen.
Zur Plakataktion gehörte auch eine Plakatierung in der Kunsthalle selbst, die ich am beeindruckendsten fand - und das nicht, weil sie den einzigen Bezug zu John Lennon innerhalb dieser Ausstellung darstellte: Prof. Dr. Herzogenrath führte uns durch die Gemäldegalerie der "Alten Meister". Zwischen diesen alten, wertvollen Barockgemälden konnte man zwei große weiße "War is over!"-Plakate hängen sehen - ganz in der Tradition von 1969, als dieser Slogan von John und Yoko um die Welt ging. Beeindruckender Weise hingen die Plakate neben Bildern von Klassikern wie Rembrandt, welche Kriegsthematiken beinhalteten.
Tatsächlich begann ich darüber nachzudenken, welche Themen einige Wohnzimmer-Gemälde oder hoch verehrte "Alte Meister" zieren - will ich mein Wohnzimmer wirklich in einen Kriegsschauplatz verwandeln? Dann doch lieber ein "War is over!"-Plakat neben der Minibar (Das hängt bei mir tatsächlich im Wohnzimmer!)
Yoko wollte mit dieser Aktion die Aktualität der Kriegsthematik wieder ins Gedächtnis rufen. Weiterhin stellte sie die Frage nach der Funktion der Medien in dieser Angelegenheit. Herzogenrath bedauerte die Rolle der Medien während John und Yokos Anti-Vietnam-Kampagne. Er meinte, dass viele Medienvertreter diese viel eher als Promotion des Künstlerpaars betrachteten, was der Aktion nicht gerecht wurde.
Auch wenn Yoko vor einiger Zeit schon einmal in der Kunsthalle Bremen zu Besuch war, um Werke John Lennons auszustellen, wurde uns diesmal mitgeteilt, dass "Frau Ono jegliche Fragen hinsichtlich Ihrer Verbindung zu John Lennon ablehnen wird".
So weit zum theoretischen Teil. Nach der Führung begaben wir uns in den Vortragssaal im Untergeschoss, in welchem die Pressekonferenz stattfinden sollte. Ich konnte mir einen Platz in der zweiten Reihe ergattern.
Wie es sich für eine Diva gehört - und das ist Yoko Ono ohne Zweifel - kam diese zu spät - und zwar eine Dreiviertelstunde! Bis zu Beginn der Konferenz hatte ich meinen Fotoapparat, der auch als Aufnahmegerät fungierte, schon lange in Einsatzbereitschaft und auch längst meine Wegzehrung für den ganzen Tag verputzt - was sollte man auch anderes tun, während man wartet...
Dann endlich betrat eine unglaublich kleine, zierliche, energische, schwarz gekleidete Frau mit einen großen hellen Hut und einem noch größeren Dekolleté die Bühne. Sie schien sich - so dachte ich zunächst - hinter einer großen Sonnenbrille verstecken zu wollten. Und das, obwohl sie doch so jung wirkte und gar nicht nötig hatte! Selten habe ich eine so vitale, jungaussehende 70-jährige gesehen. Wahrscheinlich ist sie die einzige Frau auf der Welt, die sich mit meiner in der Weltgeschichte umherreisenden fast 80-jährigen Oma messen kann...
Ein Reporter nutze die Pressekonferenz auch prompt, um Ms. Ono nach ihrem Schönheitsgeheimnis zu fragen. Seine Feststellung, mit 44 Jahren wohl älter auszusehen als Yoko, die schon 30 Lenze mehr zählt, sorgte für einige Lacher. Die agile Japanerin, die während des Sprechens nicht photographiert werden wollte, meinte dazu, dass man jünger bleibe, wenn man sich selbst jünger fühlt. Sie habe sich nie wie eine alte Frau gefühlt und genieße jeden Tag.
Ich, mit meinen 1,62 m, treffe nicht sehr oft auf Menschen, die kleiner sind als ich. Yoko Ono gehörte zu diesen Ausnahmen. über ihre kleine Erscheinung war ich sehr verblüfft. Sie schien auf der einen Seite so zart und zerbrechlich, auf der anderen strahlte sie so viel Lebensfreude aus, zeigte sich so vital. Bei der anschließenden Photosession stieg sie trotz Absatzschuhen ohne Anstrengung auf die Mauer vor der Kunsthalle, um den Photographen ein besseres Bild zu geben.
Die Presskonferenz dauerte leider nur knapp eine halbe Stunde. Deshalb war es mir nicht möglich, all die Fragen zu stellen, die ich mir überlegt und von den anderen Erdbeerfelder-Teilnehmern notiert hatte. Zwei meiner Fragen konnte ich jedoch "unterbringen" und bekam erstaunliche Antworten.
Zu Beginn der Konferenz wurde besonders über Yokos Ausstellung gesprochen. Sie erklärte ihr Kunstkonzept, die Motive und Ziele für ihre Ausstellung und die Instruktionen. Auf die Frage nach künstlerischen Grenzen, die sie sich selbst stellen würde, antwortete sie, dass sie aus dem Drang heraus handle, "es zu tun", manchmal auch provozierende und angsteinflößende Kunst schaffe, jedoch darauf achte, dass diese nie wirklich gefährlich ist.
Als ich endlich meine erste Frage stellen durfte, empfand ich dies als besonderen Moment. Ich wollte von Yoko wissen, was in ihrem Leben die schwierigste Situation war, der sie aufgrund ihrer provozierenden Kunst ausgesetzt war. Sie antwortete verallgemeinernd darauf, indem sie drei Kriterien nannte, die ihr Anfang der 60er als moderne Künstlerin sehr zu schaffen machten: 1. sie war Asiatin, 2. sie war eine Frau - es gab zu der Zeit viele sexistische Anfeindungen - und 3. sie war sehr jung, weshalb sie oftmals nicht ernst genommen wurde. Mittlerweile fühlt sich Yoko ernst genommen - als ernst zu nehmende Künstlerin hat sie sich durch viele Aktionen - und das auch vor dem Zusammentreffen mit John Lennon - etabliert.
Interessant fand ich, dass Yoko den zuletzt genannten Aspekt völlig ausklammerte. Als Anhängsel eines berühmten Mannes gesehen zu werden, dürfte auch nicht gerade zur Etablierung als eigenständige Künstlerin geführt haben. Ich nehme an, dass Yoko entweder nicht über John sprechen wollte, oder, dass sie sich in ihrer Antwort nur auf die Prä-Lennonsche Zeit bezog.
Ein Reporter widersetzte sich der Anweisung, keine Fragen zu John Lennon zu stellen und wollte genau jenes wissen. Die Zuschauer hielten den Atem an und etwas zerknirscht wiederholte Prof. Herzogenrath der wohl leicht schwerhörigen Japanerin die Frage. Yoko antwortete und gab eine sehr schöne, beeindruckende und diplomatische Antwort: Sie meinte, dass sie deshalb nicht verletzt sein könne, weil John der tollste Partner war, den sie je hatte, dass sie dankbar darüber sei, ihn getroffen zu haben und eine tolle Zeit mit ihm genießen zu dürfen, in der sich beide gegenseitig künstlerisch befruchtet hätten. Plötzlich stockte die kleine Dame jedoch, meinte, es sei nicht gut, jetzt über John zu sprechen. Eigentlich ist es auch egal, ob Yoko das wirklich nichts ausmacht - wie sollte sie dies auch zugeben? Ihre Antwort war jedenfalls wundervoll.
Dennoch hakte der unnachgiebige Reporter noch einmal nach. Yoko betonte daraufhin, dass sie und auch John beide schon Künstler waren, bevor sie sich kennen lernten, es also keinen Grund dafür gäbe, in seinem Schatten zu stehen.
Es gab einen Bereich an Yoko Ono, der mich immer schon sehr beeindruckt hat: ihre Durchsetzungskraft in einer männerdominierten Welt und ihr Bekenntnis zur Weiblichkeit. Noch einmal nutzte ich deshalb die Chance einer (Doppel-)Frage, die ich Yoko Ono schon immer mal stellen wollte. Ich wollte wissen, ob sie sich selbst als Feministin sieht. Auf diese Frage antwortete sie nach einem kurzen Stocken: "Let’s say: Are you a woman?" Ein Raunen ging durchs Publikum. Ich war etwas irritiert, dachte, die Frage hätte Yoko vielleicht gekränkt. Jede Frau sollte also eine Feministin sein, will die Künstlerin damit wohl sagen...
Gut, dass zumindest ich in diesem Punkt ruhigen Gewissens sein und weiter nachhaken konnte: Was ist Mrs. Onos Meinung nach der wichtigste Aspekt auf dem Weg zur Emanzipation, an dem Frauen heutzutage noch arbeiten müssten. Ihre kurze Antwort sprach für sich: "...to be themselves".
Kurz darauf wurde die Konferenz plötzlich leider beendet. Meine restlichen Fragen blieben offen.
Tatsächlich sah ich aber zwei Tage später eine Reportage über die Ausstellungseröffnung im Fernsehen, in welcher eine Reporterin Yoko Ono meine letzte Frage stellte. Yoko antwortete sinngemäß wie in der Pressekonferenz.
Yoko Ono kam etwas später noch mal zu einem Rundgang und Fototermin. Sie ließ sich im Kupferstichkabinett vor einem ihrer War-is-Over-Plakate fotografieren und natürlich vor dem Eingang der Bremer Kunsthalle. Etwas schockiert war ich über den Massenandrang, der Yoko entgegengebracht wurde. Die Reporter bedrängten die kleine Asiatin, die sich tapfer bei Prof. Dr. Herzogenrath eingehakt allen verbalen und körperlichen Annäherungen stellte. Auch vor der Tür war ein großer Andrang. Viele Schaulustige wollten die Ausnahme-Künstlerin sehen. Dabei würde sie doch am darauffolgenden Tag für alle Interessierten da sein, um ihre Ausstellung zu eröffnen und eine Performance zu geben. Aus diesen Gründen verkürzte sich Yoko Onos Phototermin jedenfalls auf eine relativ kurze Session und einigen wenigen Exklusiv-Terminen.
Ich war etwas traurig, dass ich bei der Eröffnung nicht dabei sein konnte, so eine Performance von Yoko hätte ich doch gern gesehen. Aber erstens hatte ich am darauffolgenden Tage wichtige Seminare (ganz frei sind wir Studenten ja nun auch nicht) und zweitens wusste ich bis dato nichts davon; das Bahnticket war gebucht!
Später fragte mich eine Reporterin, ob ich als Fan oder Pressevertreterin da sei. Meine Antwort "Beides!" begründete ich mit den Erdbeerfeldern und erweckte so unbeabsichtigt die Aufmerksamkeit auf meine eigene Medienpräsenz.
Das NDR-Fernsehen wollte ihren Yoko-Bericht um eine kurze Szene mit mir erweitern. Also stellte ich mich vor Yokos Kunst im Vorzimmer, erzählte etwas über die Erdbeerfelder, meiner Beziehung zu Yoko, zeigte mein Plattencover und lächelte nett. Gleichzeitig bereute ich es, an diesem Tag nicht das traditionelle Erdbeerfelder-T-Shirt angezogen zu haben. Ursprünglich dachte ich mir nämlich, ich sollte lieber "etwas Seriöses" anziehen, falls ich nicht auf der Presseliste stand. Der noch am gleichen Tag gezeigte NDR-Bereicht zeigte jedenfalls nichts von dem, was ich über die Erdbeerfelder erzählt hatte.
Als Yoko kurz nach dem Interview den Raum betrat, fasste ich mir ein Herz und fragte sie nach einem Autogramm auf mein Cover - zumal ein anderer junger Mann gerade dasselbe Cover signieren ließ - mit Erfolg. Nun besitze ich ein original Ono - zwar kein Kunstwerk, aber eine musikalische Erinnerung. Natürlich musste das Autogramm ebenfalls im Fernsehbericht des NDR verewigt werden, weshalb ich mich noch einmal vor die Instructions stellen musste.
Nun ist eigentlich alles erzählt. Zufrieden verließ ich die Kunsthalle, um noch etwas essen zu gehen und mir - immer noch in Trance - die Stadt anzuschauen, bevor ich wieder in den hohen Norden fuhr.
Was auch immer man von ihrer Kunst halten mag, Yoko Ono ist wirklich eine sehr beeindruckende Frau und eine Diva auf ihre Art - sie hat eine magische, anziehende Ausstrahlung von Souveränität und Selbstbewusstsein. Und ich durfte sie treffen - sie, die mein Idol John Lennon so vereinnahmt hat, dass er sie über die Beatles - welche sein bisheriges Leben ausmachten - stellte. Und sie, die doch auch ohne ihn war, was sie ist: eine selbstbewusste, beeindruckende, emanzipierte Künstlerin. Yoko Ono hat den Ausspruch "klein - aber oho" in meinen Augen neu definiert.
Susanne Finsch, 21. 06. 2007
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