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  Liverpool 2007 - The Strawberry Invasion
Wenn Erdbeeren eine Reise tun, dann können sie was erzählen.
Was anfangs als kleine Runde gedacht war, wurde zu einer "Strawberry Invasion" in die Geburtsstadt der Beatles - Liverpool
 
Reiseberichte von Ansgar und Marino
 

Liebe Erdbeeren,
 
hier nun ein kleiner Reisebericht über meine drei Tage Liverpool.
 
Meine Reise begann am 21. August um 4:15 Uhr. Morgens. Nein, das gilt noch als nachts. Meine Freundin hatte mir versprochen mich zum Flughafen zu fahren. Das war natürlich bevor ich ihr verriet, dass der Flieger schon um 5:50 Uhr gehen würde. Ja, manchmal kann ich Schwein sein.
 
Ich hatte mein "Holobag" (hätte nie gedacht, dass so viele Klamotten in so wenig Tasche passen würden!) schon am Vorabend gepackt und war guter Dinge für die Reise von Hannover über Frankfurt nach Manchester. Wer allerdings schon mal nach vier Stunden Schlaf aufgestanden ist, weiß, dass sich die Vorfreude nicht mal auf dem Gesicht kennzeichnet. Man träumt innerlich und äußerlich eigentlich einfach immer weiter. Ich beispielsweise träumte, dass ich Geoff Emerick's Buch "Du machst die Beatles" gelesen habe.
 
Um 13 Uhr wachte ich endlich auf. Ich war offensichtlich glücklich in Manchester gelandet (Wieso wollen Freundinnen immer eine SMS, ob man gut angekommen ist? Ich meinte nur: "Ich melde mich nicht. Falls ich nicht gut angekommen sein sollte, erfährst du es aus den Nachrichten!") und entdeckte sofort Martin, der auch gerade ankam. Wir wollten uns alle am Meeting point treffen. Das Dumme war nur: Es gab keinen! Aber einen "Burger King". Was für manche Menschen viel mehr Treffpunkt ist als alle Meeting points dieser Welt.
 
Für Heidi, Karsten und Ansgar offensichtlich auch.
 
Ich ließ mir dort auch gleich einen Veggieburger brutzeln, der die Kleinigkeit von 3,50 Pfund kostete. Moment. Das waren ja 5,25 EUR für einen kleinen vegetarischen Burger!!! In diesem Moment wusste ich, dass ich mehr als 300 EUR hätte umtauschen müssen.
 
Anschließend gingen wir zu unserem Mietwagen, einem kleinen Kia, von dem wir trotzdem annahmen, er würde ausreichend Platz für uns und unser Gepäck anbieten.
 
Tat er nicht.
 
Wir bauten ein paar Mal um, weideten das Fahrzeug teilweise aus und siehe da: schließlich hatten wir es geschafft! Mit der hinteren Ablagefläche auf unserem Schoß (s. Foto) ging es dann nach Blackpool in unser "Strawberry Fields Hotel" (s. Foto). Eine gute Wahl, wie sich herausstellte. Es war voller Beatles-Poster und Devotionalien an den Wänden. Genau der richtige Platz für einen Beatles-Fan.


Sardinentransport nach Blackpool

Ansgar vor dem Strawberry Fields Hotel

 
Nachdem ich mit Ansgar das Zimmer 2 belegt hatte, kamen Sunny und Sascha, die schon vor uns im Hotel ankamen, und wir zogen los, Blackpool zu entdecken. Ich bin ehrlich, mich hat die Stadt jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Hat mich an Las Vegas erinnert. Da ich allerdings nie in Las Vegas war, konnte ich auch nichts Positives aus diesen Erinnerungen ziehen. Ich war froh, dass wir nach der Pizza "Burned Mushrooms" (:mrgreen:) bei einem "Italiener" (hey, er konnte zumindest so etwas Ähnliches wie "Grazie" und "Ciao" sagen! ) dann ins Hotel gingen.
 
Wer jetzt denkt, wir wären ob der anstrengenden Reise nach England müde ins Bett gefallen, der hat nicht verstanden, woraus Beatles-Fans gemacht sind. Zumal wir uns an geweihtem Ort befanden. Zudem nur lächerliche 80 km von Liverpool entfernt. Und mit 62 Songs der Beatles auf der Karaoke-Anlage in der Kellerbar des Hotelbesitzers! Hätten nicht alle noch das ein oder andere Liedchen geträllert?
 
Ich denke, wir haben alle geschafft.
 
Manche sogar mehrmals. Und wir legten uns sowas von ins Zeug. Es war wie bei den Beatles damals im Starclub!!
Wir waren nicht so gut, aber so laut und betrunken! :mrgreen:
 
Ich kann mich als Selten-Alkohol-Trinker zumindest nicht erinnern, dass ich mal zwei Liter Bier getrunken hätte, ohne anschließend den Magen ausgeräumt zu bekommen. Kurzum: Es war ein prächtiger Abend, an dem wir alles gegeben haben. Siehe Martin und Heidi! :D


Cindy und Bert

Irgendwann mussten wir dem langen Tag aber Tribut zollen und gingen ins Bett. It really was a hard day's night. Ich freute mich auf einen langen, ruhigen und gerechten Schlaf. Ich hatte ihn mir verdient.
 
Er war mir nicht vergönnt. Nun liegt es mir fern, einen mir sehr lieben Menschen zu denunzieren oder kompromittieren, aber ich wünschte meinem hier nicht genannten Zimmergenossen (wer hat aufgepasst? ) während der Nacht Genitalherpes, eitrigen Wundausschlag und blutige Hämorrhoiden an den Hals. :mrgreen:
 
Nein, so schlimm war es nicht, die läppischen 90 Dezibel im Zimmer habe ich eigentlich nur im Unterbewusstsein wahrgenommen. Vielleicht war es auch nur der Lärm der Bulldozer draußen. Ihr wisst schon, wegen der Umgehungsstraße, für die das Strawberry Fields Hotel abgerissen wurde - das kommt ja in England öfter mal vor... :mrgreen:
 
Ich war also nicht wirklich ausgeruht und relaxed und vor allem nicht vorbereitet auf ein Englisches Frühstück. Es traf mich mit voller Wucht. Abgemildert nur durch meinen verzweifelten Hinweis darauf, dass ich zu der Spezies der Vegetarier gehöre. Doch die anderen mussten da durch. Durch Wurst, Bohnen, Speck und die angebrannten Pilze (wie auf der Pizza vom Vortag), die wohl in Blackpool so wachsen.


"English Breakfast" - oder wie man bei uns sagt: "Versuchte Vergiftung"

Ich hatte statt totem Tier noch ein Ei und eine Kartoffelecke (äh, weiß jemand eigentlich SICHER, dass es Kartoffeln waren? ) mehr auf meinem Teller. Das war ok, obwohl mir keine Umstände einfallen wollen, in denen ich Bohnen und Pilze freiwillig zum Frühstück ordern würde.
 
Nun gut, zumindest gut gestärkt ging es dann nach Liverpool!!! Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich in die Stadt, in der die Musik erwachsen wurde. Für mich zumindest. Wir trafen Nadja, Julia und Sebastian. Es ging dann erstmal an die Albert Docks, doch für die "Beatles Story" hatten wir keine Zeit mehr, da wir für die "Magical Mystery Tour" gebucht hatten. Da war dann auch klar, dass wir es unterschätzt hatten, von Blackpool nach Liverpool zu fahren. Man war halt 90 bis 120 Minuten unterwegs am Morgen, bis man endlich etwas unternehmen konnte.
 
Wir sahen die Häuser, in denen die Fab Four aufgewachsen sind, sahen die Penny Lane, die Matthew Street (den Cavern Club) und den Eingang zum Strawberry Field. Die Zeit verging wie im Flug. Unsere "Hosts" waren durchweg nett und kompetent. Es hat Spaß gemacht, mit einem Bus voller Beatles-Fans aus aller Welt unterwegs in Liverpool zu sein.


The Magical Mystery Tour

Abends sind wir dann zum Inder gegangen. In die "Spice Lounge". Nette Lokalität. Netter Ober. Nettes Essen. Wir haben es uns gut gehen lassen. Na gut, noch ganz lustig fanden wir zwar, dass der Ober unsere Bestellungen ein wenig durcheinander brachte (kein Wunder, es sah alles gleich aus! Wirklich!). Aber gar befremdlich wurde es dann allerdings, als er Julia's Essen nach dem Servieren erst nochmal in Augenschein nahm, es umrührte (!!!), ihr dann einfach wieder wegnahm und es Sascha auf den Tisch stellte. Wir waren sicher, dass nicht wirklich jeder das bekam, was er bestellt hatte. Aber das war eigentlich auch nicht so schlimm, da alles in etwa das Gleiche kostete.
 
Nämlich zuviel.
 
Das bekamen wir dann auf der Rechnung präsentiert. Resümierend darf ich nun konstatieren, dass man auf Fragen des Obers grundsätzlich immer mit "Nein" antworten sollte. Denn ein Ja - und das ist der offensichtlich einzige Unterschied zu "Was bin ich" - bedeutet immer ein Klingeln im Schweinchen des Resaturantbetreibers. Jedenfalls hatten wir den Reis, die obligatorische indische Vorspeise (dieses Brot mit den drei Dips, das es in Deutschland zusammen mit dem Reis immer umsonst dazu gibt) auch auf der Rechnung, die uns übrigens handschriftlich und kaum leserlich präsentiert wurde (hält offensichtlich in England jeder Buchprüfung stand! ). Ich nehme an, für Besteck, Teller, Schalen und die Servietten haben sie ebenfalls einen Pauschalbetrag berechnet. Das haben wir nämlich auch geordert.
 
Aber ich habe es dem Laden gezeigt: Nachdem wir gezahlt hatten, bin ich nochmal auf Toilette gegangen und habe nichts bezahlt dafür! Ha!! Strike! :D


> Mobilarnutzung sowie Sauerstoffverbrauch in der Lounge: 1,50 Pfund p.P.

Danach zurück nach Blackpool, wo schon alles schlief. Wir kurze Zeit später auch. Mein hier wieder nicht näher bezeichneter Zimmergenosse schlief fast die ganze Nacht ruhig wie ein Baby. Offensichtlich lag es doch an den 17 Pints Lager, die er in der Nacht zuvor in der Kellerbar trank.
 
Am nächsten Tag verzichteten wir schweren Herzens auf das Englische Frühstück () und waren schon um kurz nach halb neuen unterwegs nach Liverpool. Durch ein Verständigungsproblem verpassten uns Sascha und Sunny, die so erst später nach Liverpool fuhren (und wir dachten, sie schlafen noch...), aber sie wollten eh nicht teilnehmen an der "National Trust"-Tour, die Besichtigung der Häuser von John und Paul - von innen!
 
Es war ergreifend und fesselnd, an den Plätzen zu sein, an denen die beiden Jugendlichen tagtäglich ihr Leben verbrachten. Für einen Fan der absolute Wahnsinn und sicher ein, wenn nicht DER Höhepunkt der Liverpool-Reise! Dabei haben wir sogar noch Details erfahren, die zumindest mir noch nicht bekannt waren. Die Zeile "and nothing to get hung about" in "Strawberry Fields forever" bezieht sich auf die Anweisung ("Geh nicht zu den Kindern ins Strawberry Field!") von Tante Mimi, auf die John immer antwortete: "Die werden mich schon nicht hängen!"
 
Emotional hat mich noch nichts im Bereich der Beatles so sehr bewegt wie in den Häusern von Lennon und McCartney zu stehen.
 
Ich habe mir dann noch eine besondere "Verbindung" zu dieser Tour gegönnt, denn ich kann von mir behaupten, dass ich in Paul's Haus auf dem Klo war. :mrgreen:
 
Anschließend sind wir in die "Beatles Story" gegangen, dem Museum an den Albert Docks. Dort gab es dann jede Menge Beatles. Vieles nachgebaut von den Originalräumen und -plätzen. Imposant! Am Ende des Rundgangs wartete auf mich der Merchandisingraum. Ich war in meinem Element und verpfändete für Unmengen Souvenirs und Devotionalien mein Haus, meinen Porsche und den Körper meiner Schwester.
 
Doch an der Kasse fiel dem Verkäufer auf, dass ich alles drei nicht hatte. Ich musste also mit lediglich einer handvoll Beatles-Artikel von dannen trotten. :(


Vor dem Museum "Beatles Story" (v.l.): Heidi, Ansgar, Nadja, Sebastian, Martin und Karsten

Am Abend nach einem leckeren Mahl im "Roundhouse Inn" (nein, wir mussten die Hypotheken des Inhaber nicht übernehmen für das Dessert! ) kehrten wir schließlich im Cavern ein. Sowohl im "Cavern Pub" als auch im "Cavern Club". Fantastische Atmosphäre. Ich musste an einen Club denken, in dem ich in Hannover immer anzutreffen war als junger Don. Nur, dass in Hannover nie die Beatles gespielt haben.


Mathew street mit Cavern Pub (links) und Cavern Club (rechts)

Anschließend zurück ins Hotel und die Sachen gepackt. Für mich hieß es am nächsten Morgen schon wieder Abschied nehmen. Ansgar und Martin fuhren Heidi, die nach London weiterreiste, und mich nach Manchester, wo ich den Flieger nach Deutschland bestieg und die böse, reale Welt wieder an mir zerrte. Ich gönnte mir auf den Rückflügen noch den Rest des Emerick-Buches (ich konnte mich an die geträumte erste Hälfte doch noch erinnern ), doch in Hannover angekommen, waren sie wieder so schrecklich weit weg, die vier Menschen, die mit ihrer Musik und ihren Persönlichkeiten so viel in mir ausgelöst haben und immer noch auslösen. Mittlerweile fast 35 Jahre lang - und besonders in den geschilderten drei Tagen. Aber: "I'll be back"!
 
 
Gruß
der Don