FABian mußte für ein paar Tage ins Land der aufgehenden Sonne, nach Tokyo.
Dort besuchte er das "John Lennon Museum" und berichtet uns hier davon
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Museums Guide
  •                 4th Floor
  • Zone 1 : Childhood Memories [1940-1955]
  • Zone 2 : Rock & Roll [1955-1962]
  • Zone 3 : The Beatles [1962-1967]
  •                 5th Floor
  • Zone 4 : Two Virgins [1966]
  • Zone 5 : Love And Peace [1968-1970]
  • Zone 6 : Imagine [1970-1971]
  • Zone 7 : New York City [1971-1972]
  • Zone 8 : The Lost Weekend [1973-1975]
  • Zone 9 : House-Husband [1975-1980]
  • Final room : Forever

    Ein bisschen Zeit muss man sich schon nehmen für das Erlebnis dieser bislang weltweit einzigartigen Ausstellung, schon wegen des Weges (und damit meine ich NICHT den anstrengenden Flug nach Japan).
    Von Tokyo Station im Herzen der Stadt fährt man eine gute Stunde mit der Keihin-Tohoku-Linie Richtung Norden, ehe man die Station Saitama-Shintoshin erreicht, an der sich ein riesiger futuristischer Rundbau erhebt, die Saitama Super Arena, welche anscheinend sowohl für sportliche wie kulturelle Großveranstaltungen, aber auch Messen und Kongresse genutzt wird. Auf zwei der den Innenraum kreisförmig umschließenden Etagen hat sich dieses kleine, aber exquisite Museum angesiedelt.
    Offiziell eröffnet wurde es am 9. Oktober 2000, Johns 60. Geburtstag, mit aktiver Unterstützung und formal autorisiert von Yoko Ono, die eine stattliche Zahl (weit über hundert!) Original-Exponate aus seinem Nachlass sowie eigene Objekte dafür zur Verfügung gestellt hat. Genau das macht natürlich auch den besonderen Reiz der Sache aus und erzeugt ein so authentisches Gefühl tatsächlicher Nähe zur vorgestellten Person, dass man sich gelegentlich fast schon ein bisschen wie ein Voyeur vorkommt.
    Aber der Reihe nach:
     
    Bevor man in den ersten Ausstellungsraum eingelassen wird, öffnet sich zunächst die Tür zu einem kleinen Kinosaal, wo ein etwa siebenminütiger Einführungsfilm über Leben und Wirken (incl. Grußwort von Yoko) präsentiert wird, der dank geklärter lizenzrechtlicher Verhältnisse mit einer komprimierten Fülle an Bild-, Ton- und Livematerial sowohl aus Beatles- wie aus Solo-Zeiten aufwartet. Kopfhörer mit englischem Kommentar befinden sich in der letzten Reihe. Dann gehen die Lichter wieder an, und der Eingang zur "Zone 1" tut sich auf:
     
     
    CHILDHOOD MEMORIES (1940-1955).
     
    Der Blick fällt auf einen wandfüllenden Liverpool-Stadtplan, der sämtliche Beatles-relevanten Schauplätze, von den Geburtshäusern und Schulen über diverse Auftrittsorte bis hin zu Strawberry Fields und Penny Lane zeigt, der übrige Raum ist nach den Themenschwerpunkten "Geburt", "Trennung" (der bzw. von den Eltern), "Talent" und "Rebellion" gegliedert.
    Zwischen Kinderbildern, Porträts der Eltern und Tante Mimi sowie Stadtansichten der Kriegs- und Nachkriegszeit finden sich ein paar erste Schätze:
  • ein handschriftlicher sowie ein von Hand korrigierter Schreibmaschinen-Entwurf des seiner Mutter gewidmeten Songtextes "Julia";
  • das in Erinnerung an ihre Banjo-Lektionen 1970 vor den Aufnahmen zu JL/Plastic Ono Band erworbene Framus-Banjo;
  • "School Reports" des 9-jährigen John ("John is still too hasty and careless over his work. He could do better for he shows originality." Ein halbes Jahr später: "John has done well this time, but previous test results this term have been poor. He will have to take more care.");
  • ein "English Exercise Book" des Elfjährigen sowie - als frühe Zeugnisse außergewöhnlicher künstlerischer Begabung, schräger Weltsicht und skurrilen Humors - die von ihm gestalteten Schulmagazine "Daily Howl" und "Spotlight On Sport, Speed and Illustration Vol. 1" + "Vol. 2"; auch das berühmte spätere Cover-Bild von "Walls & Bridges" ist dort zu sehen.
     
    Wie alle Räume ist auch dieser erste die ganze Zeit von themenbezogener Musik erfüllt, abwechselnd erklingen Lieder wie Love, Look At Me, Strawberry Fields Forever und - natürlich - Julia. Dann es geht es durch eine Automatik-Tür weiter in
     
     
    Zone 2:
    ROCK & ROLL (1955-1962).
     
    In einem kleinen Vorraum, der wie der Eingang zum Cavern Club gestaltet ist, hängen alte Filmplakate (Casablanca, James Dean) neben zeitgenössischen Konzertankündigungen an den Wänden, hinter der Schwingtür tönt schon Ain’t She Sweet aus den Lautsprechern, und wenn man hindurch tritt, glaubt man im ersten Moment tatsächlich, die Bühne vor sich zu haben, denn ein Foto derselben mit den Beatles füllt den gesamten Frontalbereich, ein paar kleine Bildschirme ausgenommen, auf denen die bewegten Schwarz-weiß-Aufnahmen aus dem Club zu sehen sind.
    Auch an den Seiten imitiert Fototapete die legendären nackten Steinwände, gedämpftes Licht unterstützt noch zusätzlich die Atmosphäre und lenkt die Aufmerksamkeit auf beleuchtete Schaufenster, jeweils 3 an jeder Seite.
    Hier heißen die Schwerpunkte "Begegnungen" (mit Paul, George, Ringo und Brian Epstein), "Hamburg" und - Überraschung! - "The Cavern". Platten von Johns Rock’n’Roll-Helden sind zu sehen, Original-Holzdielen aus der Kirche, wo er Paul kennen lernte, das Veranstaltungsprogramm des schicksalsträchtigen Events am 6. Juli 1957, eine reichlich zerschrammte Gitarre des gleichen Typs, den er zu der Zeit bei den Quarrymen spielte, ein Aufnahmegerät ("Percy Phillip Studio record cutting equipment"), wie es für die allerersten Aufnahmen der Band benutzt wurde (die Musik im Hintergrund hat sehr passend inzwischen zu That’ll Be The Day gewechselt), natürlich jede Menge Fotos aus der Zeit; Paul und George werden kurz vorgestellt, dann geht es schon weiter nach Hamburg.
     
    Und da steht sie: John Lennons erste Rickenbacker 325 MG!!!
    Ursprünglich im Naturholz-Design, später, zu Zeiten der US-Tour 1964, schwarz lackiert, mittlerweile wieder in ihren Originalzustand zurückversetzt.
    Ehrfürchtig staunend übersieht man fast die "Postcard from John" aus Deutschland in die Heimat mit aufgedruckten "Best Wishes from Paul, John, George, Pete - The Beatles, April 5th 1962", alle vier auf der Vorderseite abgebildet.
     
    "The Cavern" widmet sich schließlich der Begegnung mit Brian Epstein, ein LP-Cover mit dem Aufdruck "The Decca Sessions 1.1.62" steht neben einem Exemplar der "Mersey Beat"-Ausgabe vom 4.1.1962 mit der Schlagzeile "Beatles Top Poll!", eine schwarze Lederjacke wird von den Ausstellungmachern lediglich als "Black Leather Jacket" katalogisiert.
    Ob es von John oder einem anderen Beatle selbst getragen wurde (ein Foto, auf dem sie alle genau so eines anhaben, hängt jedenfalls daneben) bleibt für mich unklar. Vielleicht verrät es der japanische Begleittext...
    Nachdem wir schließlich auch noch flüchtige Bekanntschaft mit Ringo geschlossen haben, betreten wir gespannt
     
     
    Zone 3:
    THE BEATLES (1962-1967).
     
    Wen bei der Überschrift eine leise Ernüchterung beschleicht, dem geht es wie mir zunächst auch, aber klar: es handelt sich ja um kein reines Beatles-Museum, wo jedes einzelne der hier zusammengefassten Jahre zweifellos einen eigenen Ausstellungsraum gerechtfertigt hätte.
    Im Kontext von John Lennons Biographie reduziert sich diese kulturhistorisch so bedeutsame Phase epochaler Neuerungen zu einem wichtigen und prägenden Lebensabschnitt aus schnellem Aufstieg, innerem Aufruhr und Aufbruch zu neuen Ufern; nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
    Und davon abgesehen: Etwaige Enttäuschung dürfte selbst (und gerade) bei den hartgesottensten Fans sehr schnell ganz anderen Gemütsregungen weichen angesichts des beeindruckenden Reliquien-Schreins, der sich uns da präsentiert.
     
    Zur besseren Orientierung beginnt Zone 3A mit einer bebilderten Zeittafel aller wichtigen Karriere-Meilensteine der Jahre 1962-66, dazu erklingen abwechselnd I Wanna Hold Your Hand, A Hard Day’s Night, This Boy und Help!.
    Im darunter befindlichen langen Schaukasten sind unter den Stichworten "Debut", "Success" und "The Beatles In Concert" allerlei Schmankerl zu sehen:
  • die Erstpressung der Debüt-Single und ein von allen Beatles handsigniertes Plattencover der ersten LP (hier findet auch George Martin erste Erwähnung);
  • zwei Mundharmonikas der Marke Hohner aus Johns Besitz, eine in C, die andere in G gestimmt, die er in diesen frühen Tagen bevorzugt benutze;
  • Konzertprogramme der Schottland- wie der Herbst-Tour 1963, ersteres mit den Unterschriften von John und George;
  • Johns britischer Reisepass (1960-1966);
  • der Textentwurf zu "I’m Happy Just To Dance With You", während der ersten US-Tour auf die Rückseite einer Speisekarte gekritzelt;
  • der ebenfalls handgeschriebene Text von "Nowhere Man" aus Johns persönlichem "Lyric Notebook";
  • Tickets und ein von John, George und Paul signiertes "Souvenir Programme" der "A Hard Day’s Night"-Filmpremiere;
  • Tickets und Konzertprogramme des Shea Stadium-Konzerts sowie (wir befinden uns ja immer noch in Tokio) der Japan-Tour 1966, von der sogar Johns zerknittertes Bühnen-Jacket in der Vitrine hängt!
     
    An der mit Konzertfotos tapezierten Stirnseite zeigen zwei Bildschirme Live-Bilder von der 1. US-Tour, aus dem Shea Stadium usw.
     
    Das Prunkstück der Abteilung jedoch hat seinen Ehrenplatz in der Mitte des Raumes:
    Lennons zweite Rickenbacker-Gitarre der 325er Reihe (JG), die er - wenn ich es richtig behalten habe - vom Hersteller geschenkt bekam und bis zum Ende der UK-Tour 1965 in Benutzung hatte. Der Clou dabei: vom letzten Konzert klebt noch ein Spickzettel mit der Setlist am Korpus!
    Ein gefundenes Fressen für die Historiker unter uns, deshalb will ich an dieser Stelle kurz verweilen.
    Die lesbaren Songs auf dem Zettelchen sind: I Feel Fine - She’s A Woman - If I Needed Someone - Act Naturally - Nowhere Man - Baby’s In Black - Help! - We Can Work It Out - Yesterday - Day Tripper - I’m Down.
    Laut Ausstellungskommentar hat kein Geringerer als Mr. Mark Lewisohn bestätigt, dass alle elf tatsächlich bei diesem Konzert gespielt wurden.
    Dennoch gibt der unleserliche obere Teil der Liste Rätsel auf, denn über "I Feel Fine" ist immerhin noch der Buchstabe "z" zu entziffern, was zu der Spekulation führt, das Set könnte in Wirklichkeit mit "Dizzy Miss Lizzy" begonnen haben.
    Hat mich ein bisschen erstaunt, dass es so schwer sein soll, das herauszufinden. Vielleicht gibt es ja unter den Erdbeeren Experten, die das Tokioter Rätsel zu lösen vermögen?
     
    Dies nur am Rande, denn natürlich sind wir noch längst nicht durch mit den Beatles!
    Eine ganze Wandseite ist dem Thema "Inner Turmoil" gewidmet, dokumentiert Johns Unzufriedenheit und inneren Kämpfe in den Jahren 1964-1966. Da geht es um den Song "Help!" (chaotisch hingekritzelte Textnotizen liegen selbstredend im Original bei), den Stilwandel von "Rubber Soul", den schriftstellerischen Ausflug "In His Own Write", den "...more popular than Jesus"-Skandal und die Flucht in die Schauspielerei mit "How I Won The War".
    Muss ich noch erwähnen, dass auch die Brille aus besagtem Film, die dann zum Markenzeichen wurde, samt "Made in England"-Etui in der Ausstellung gelandet ist?
    Ebenso wie ein fettfleckiges A4-Kuvert mit dem "John Lennon" unterschriebenen Text zu "In My Life" darauf.
     
    Immer fließender werden die Übergänge zwischen den behandelten Themen: "The Beatles In The Studio" (eine EMI-Zweispur-Bandmaschine aus den frühen 60ern wurde dafür herangeschafft), "From Popstars To Artists" (Revolver), "No More Touring", Sgt. Pepper und "The Beatles’ Musical Revolution", schließlich - wen wundert’s - "Meeting Yoko".
    Wir befinden uns in Zone 3B, musikalisch unterlegt mit Songs vom Sgt. Pepper-Album.
     
    Absoluter Blickfang dieses psychedelisch bunten Teils der Schau ist Johns gelbe Phantasie-Uniform (mit Schuhen und Hut!) vom wohl berühmtesten Plattencover der Welt.
    Da hängt das legendäre - und stark vergilbte - "Mr. Kite"-Poster, daneben das Blatt mit dem davon inspirierten Songtext (wobei die Korrekturen immer das Interessanteste sind, eine Art "Making of..." jedes hier im handschriftlichen Original zu besichtigenden Textes), eine Gitarre des Typs Epiphone Casino, die John zu dieser Zeit spielte, und als weiteres Highlight: die Raleigh Super 50, ein Motorrad, das er von Brian Epstein geschenkt bekam und in den Jahren 1967/68 gefahren ist, nebst zugehörigem Führerschein!
     
    Einige farbenfrohe Kleidungsstücke aus dem Summer of Love sind noch zu sehen, eines davon die Lotusmuster-Jacke, die John während der "All You Need Is Love"-Probe für das Our World-TV-Spektakel trug.
    Diesem Song ist dann auch Zone 3C gewidmet, eine Art Separee mit großem Wand-Bildschirm, auf dem Bilder von der Show und Textzeilen zu einer eindringlichen Friedensbotschaft verschmelzen, während wir das Lied hören.
    Und es ist ganz sicher kein Zufall, dass die Tür aus diesem Raum zu einer Rolltreppe führt, die nur in eine Richtung geht, nämlich nach oben, in die nächste Ebene, wo Love & Peace der alles bestimmende Leitfaden sein werden.
    Dort angekommen, gibt es im wahrsten Sinne des Wortes kein zurück mehr...
     
    Aus Zeitgründen die zur kurzen Verschnaufpause einladenden Sitzgelegenheiten ignorierend, betreten wir also mit ALL YOU NEED IS LOVE in den Ohren die One-Way-Rolltreppe ins Obergeschoss und lassen damit die Welt der Beatles zunächst mehr oder weniger hinter uns.
    Dem Weg John Lennons folgend, der bereits in dieser Zeit eine wachsende Distanz zu seiner Band empfunden haben muss, entfernt sich auch der Besucher, und zwar unumkehrbar.
    In Johns "neuem" Leben werden die "Fab 4" bis zu ihrer endgültigen Auflösung nur noch eine Nebenrolle spielen, und so tun sie es auch in diesem Teil der Ausstellung.
    Ihre Hymne an die Kraft der Liebe klingt allerdings noch eine Weile nach...
     
    Eine völlig veränderte Szenerie bietet sich folgerichtig in "Zone 4", die wir nunmehr erreichen:
     
     
    TWO VIRGINS (1966)
     
    ein im Vergleich zu den vorherigen fast leer scheinender, überwiegend in weiß gehaltener Raum der Stille, deutlich geprägt von Yokos Einfluss und dominiert von Zitaten ihrer Kunst aus der Zeit der Begegnung mit John.
    Krasser könnte der Kontrast kaum sein zum lauten, bunten Treiben des Pop-Business.
    Erst hier verstehe ich zum ersten Mal so richtig, dass diese neuartige Erfahrung wie Balsam gewirkt haben muss auf jemanden, der tief in Inneren längst auf der Suche nach etwas ganz Anderem war.
     
    Yoko wird vorgestellt mit kleinen Porträts und Familienbildern aus Kindheit und Jugend, ergänzt durch frühe Skizzen aus ihrer Feder.
    In einer Ecke des Raumes führt eine schmale weiße Treppe an der Wand entlang nach oben, an der angrenzenden Wand wieder hinab. Oberhalb der Stelle, wo sie sich treffen, an der Decke sehr klein das Wörtchen "YES" - eine Adaption des "Ceiling Painting", im Original mit Leiter und Lupe, von dem John so begeistert war, weil es eine positive Botschaft transportierte; der Beginn einer schicksalhaften Beziehung.
     
    Auf einer leeren Wandfläche erscheinen abwechselnd (einen Projektor kann ich nirgendwo entdecken) zumindest Eingeweihten wohlbekannte "Instructions": - Breathe - Send a smell to the moon - Listen to the sound of the underground water - Listen to a heartbeat - ...
     
    In der Seitenfläche unterhalb der Treppenstufen befinden sich Nischen, wo einige von Yokos Werken untergebracht sind, z.B. als weitere Adaption ein mit Nägeln gespickter Holzblock, daneben ein Hammer und weitere Nägel nebst der Anweisung: "Make a wish. Hammer a nail."
    Damit niemand, der die Geschichte dazu nicht kennt, auf die Idee kommt, tatsächlich zum Hammer zu greifen, wird das Ganze von einer Glasscheibe geschützt, anders als das nächste Objekt, eine spezielle Kreation für das Museum, beschriftet mit "Telephone Peace", von den Mitarbeitern schlicht und treffend "Yoko Phone" genannt. Da steht ein - natürlich weißes - Telefon, würde mal sagen, im "Retro-Look", mit Kabel und Wählscheibe und so, dessen Anschluss nur Yoko bekannt ist. Wann immer ihr der Sinn danach steht, wählt sie die Nummer, und es klingelt. Wer dann den Hörer abnimmt, hat die Chance, direkt mit ihr zu sprechen!
    Mir gegenüber bleibt es leider stumm, und so mache ich, dass ich weiter komme in
     
     
    Zone 5:
    LOVE & PEACE (1968-1970).
     
    Im Bereich 5A dominieren zumindest akustisch noch einmal die Beatles. Songs vom "White Album", aus "Let It Be" und "Abbey Road" sind zu hören, auch "Hey Bulldog" und, klar, "The Ballad of John & Yoko".
    Alle Plattenveröffentlichungen dieser Jahre werden dokumentiert, auch handschriftliche Textentwürfe ("Revolution", "Dear Prudence") sind wieder im Original zu bestaunen, ebenso der opulente Gürtel, den John bei der letzten gemeinsamen Fotosession trug.
    "The dream is over" steht an der Wand, und darunter "yesterday."
     
    In Abteilung 5B liegt der Schwerpunkt schon ganz auf den gemeinsamen Aktivitäten mit Yoko.
    "Unfinished Music No. 1" + "No. 2", Die Hochzeit, das "Wedding Album" und insbesondere die "Love & Peace"-Kampagne der Jahre 1968/69.
    Unter zwei Glasplatten im Boden sind jeweils zwei Eicheln in die Erde gelegt, Anspielung auf die symbolträchtige Pflanzung zweier Bäume im Juni 68 und die Versendung von ebenfalls jeweils zwei Eicheln in "Packages of Love And Peace" an Regierungschefs in aller Welt.
    Zwei Fernsehkameras zeigen, wenn man hinein schaut, Videobilder von den "Bed-Ins".
    Johns sogenannte "Bed-In-Guitar" - ein Nachbau seiner alten Gibson J-160 E, die irgendwann kaputt gegangen war - mit den während des Events entstandenen Selbstporträt-Strichzeichnungen darauf, liegt an zentraler Stelle in einem flachen, gläsernen Schaukasten.
    Wer den "Imagine"-Film gesehen hat, wird sich vielleicht auch an das weiße Schachspiel ("Play It By Trust") erinnern, Yokos Metapher für eine Welt ohne Feindschaft und Krieg, welches in einem zweiten, gleichgroßen Schaukasten bewundert werden kann.
    Eine ganze Wand ist gefüllt mit Fotos der "WAR IS OVER"-Plakat-Aktion in verschiedenen Großstädten, eine andere zeigt noch einmal Bilder von den Bed-Ins.
    "Give Peace A Chance" erklingt aus unsichtbaren Lautsprechern, und das erste "richtige" Solo-Album kündigt sich an mit einem (Johns?) Exemplar der Erstausgabe von Arthur Janovs Buch über die Urschreitherapie, "The Primal Scream".
     
    Erst der nachträgliche Blick auf die "Guide Map" verrät, dass wir Zone 5 verlassen haben und uns schon in Zone 6 befinden:
     
     
    IMAGINE (1970-1971).
     
    Hier schießt die Technikverliebtheit der Japaner für meinen Geschmack erstmals ein wenig über’s Ziel hinaus: unterhalb einer länglichen Wandvitrine zum Thema "Break-Up: The Beatles Go Solo" mit Zeittafel, ein paar Fotos und Plattencovern sind vier offenbar nicht aktive Bildschirme in die Wand eingelassen. Wie sich herausstellt, müssen sie über eine Art Bewegungsmelder verfügen, denn sobald man vorbei geht oder davor stehen bleibt, erwachen sie plötzlich zum Leben. Auf dem ganz linken kommt Yoko zum Vorschein, rechts daneben Klaus Voormann, Elliot Mintz und Arthur Janov, jeweils mit Zusammenschnitten speziell für das Museum geführter Exklusiv-Interviews.
    Durch die vergleichsweise laute Hintergrundmusik und meine limitierten Sprachkenntnisse verstehe ich nicht viel, und da die Zeit drängt, begnüge ich mich mit der Erkenntnis, dass es offenbar um "Live Peace in Toronto 1969", den Urschrei, Johns Therapie und die davon stark beeinflusste Entstehung des ersten Studio-Albums mit der "Plastic Ono Band" geht.
     
    Der Rest des Raumes ist ganz dem Song und Album gewidmet, denen dieser Teil der Ausstellung seinen Namen verdankt.
    Zu den Klängen von "Imagine" kann man auf einer großen Projektionsfläche über der Tür den Text mitlesen, unterlegt mit Bildern von John im Studio, am weißen Flügel, mit Yoko...
     
    Der Zettel aus einem Notizblock des New York Hilton, auf dem John die ersten Strophen notiert hat, wurde "wegen notwendiger Restaurierungsmaßnahmen" vorübergehend durch ein Duplikat ersetzt.
    Im Original hängen immerhin die Goldenen Schallplatten an der Wand, die das Ehepaar Ono-Lennon für das Album erhielt.
     
    Nachdem wir somit auch Zone 6 absolviert hätten, fällt mir ein, noch gar nicht erwähnt zu haben, dass es insgesamt 9 (!!!) dieser "Zonen" gibt.
    Angesichts der Bedeutung besagter Zahl für John auch dies sicher kein Zufall, und wer weiß, was ich in der Eile an ähnlich symbolhaften Hintergründigkeiten alles übersehen haben mag.
     
    Der Eindruck ist jedenfalls, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde, jedes kleinste Detail scheint wohldurchdacht und in der einzig sinnvollen Weise arrangiert zu sein.
     
    So markiert auch der Übergang vom zweiten zum letzten Drittel der Tour einen biographischen Bruch und Neuanfang, diesmal räumlicher Natur: Wir verlassen mit John und Yoko das Vereinigte Königreich in Richtung Vereinigte Staaten.
     
     
    Zone 7:
    NEW YORK CITY (1971-1975)
     
    Moving to New York: Ein kleiner Gang mit bis zur Decke in die Länge gestreckten Stadtansichten, dicht an dicht Fotos der Freiheits-Statue, des Empire State Buildings, der berühmten Skyline, dazwischen immer wieder John und Yoko - durch die Nähe der Wände zum Betrachter wirkt alles noch viel gewaltiger, fast einschüchternd - führt in den nächsten Hauptraum.
    Mein "photographisches Gedächtnis" verblasst hier ein wenig, weil die Aufmerksamkeit von zu vielen Details gefangen genommen wird.
    Es geht natürlich zunächst um die Fortsetzung der politischen Aktivitäten, speziell das Engagement gegen den Vietnam-Krieg.
    Da fällt der Blick auf den handschriftlichen Entwurf von "Happy Christmas (War Is Over)", eine silberne Kette mit einem Greenpeace-Zeichen als Anhänger, einen Brief, in dem John darum bittet, in künftigen Korrespondenzen auf den Namen "Winston" zu verzichten ("I din’t legally change it to Ono to be stuck with 4 names. Yours, John Ono Lennon").
     

    Unterlagen aus den jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen mit den US-Regierungsbehörden um den von diesen verhängten Ausweisungsbeschluss füllen einen Schaukasten.
    Das von einem der berühmtesten Porträt-Fotos allseits bekannte "NEW YORK CITY"-T-Shirt kann aus der Nähe betrachtet werden, wobei man gut die ausgefransten Spuren der abgeschnittenen Ärmel erkennt.
    Die Alben "Some Time in New York City" und "Live in New York City" werden vorgestellt, deren Musik hier akustisch die Szene beherrscht, Ausschnitte des 1972er "One To One"-Konzerts auf großer Leinwand vorgeführt.
    Die dabei gespielte Gitarre, eine Gibson Les Paul Junior, gehört - wie das auch auf anderen Bilddokumenten dieser Zeit häufig zu sehende Army Jacket, ebenfalls zu den zahlreichen Original-Ausstellungsstücken (fast wundert man sich, dass nicht auch der historische Kaugummi mit Lennons Gebiss-Abdruck noch zu musealen Ehren gelangt ist...).
     
    Geht man von hier geradeaus weiter, landet man direkt in Zone 9.
    Biegt man nach links ab in einen kleinen, separat eingerichteten Nebenraum, findet man
     
     
    Zone 8:
    THE LOST WEEKEND.
     
    Das "Botschafts-Siegel" des 1973 noch von John und Yoko gemeinsam ausgerufenen Staates "Nutopia" ("The Great Seal of Nutopia. April 1st 1973") ist hier - vielleicht nicht ganz passend? - genauso untergekommen wie die Brille, die John auf dem Cover des im gleichen Jahr veröffentlichten Albums "Mind Games" trägt, und die Textniederschrift von "Surprise, Surprise (Sweet Bird of Paradox)".
    Eine merkwürdige, schwer zu beschreibende Installation, eine Art auseinanderdriftendes Metallgestänge mit kleinen Bildschirmen, nimmt im Zentrum den größten Teil des Raumes ein und soll wohl irgendwie die Richtungslosigkeit von Johns Aktivitäten zur Zeit seiner Flucht nach L.A. und der damit verbundenen Trennung von Yoko symbolisieren.
    Die Bildschirme zeigen zur Musik von "Stand By Me" und "Slippin’ & Slidin’" Aufnahmen aus der Hit Factory, wie wir sie u.a. von der "Lennon Legend"-DVD kennen, womit auch das "Rock’n’Roll"-Album repräsentiert wäre.
    Jede Menge Fotos dokumentieren die Aufnahme-Sessions mit befreundeten Künstler-Kollegen und den Gastauftritt mit Elton John, "Walls And Bridges" findet ebenfalls Erwähnung.
     
    Vom ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt mit Yoko nach der Trennung, anlässlich der Grammy-Verleihung 1975, kündet schließlich die dabei getragene ELVIS-Brosche plus dazugehörigem Kettenanhänger mit dem in Gold gravierten Text "John Lennon - Resident of the United States of America" - seine Art des Protestes gegen die Tatsache, dass eine offizielle Einbürgerung bis dato noch immer auf sich warten ließ.
    Das sollte sich bald ändern, denn unter den nächsten Exponaten, die wir sehen werden, befindet sich auch die ersehnte Green Card, allerdings erst in
     
     
    Zone 9:
    HOUSE-HUSBAND (1975-1980).
     
    Hier gelangen wir in den privatesten, sicher auch emotional anrührendsten Bereich, weil einerseits ein glücklicher, Brot backender, mit seinem Sohn spielender, im Urlaub begeistert fotografierender Familienvater gezeigt wird, der - gründlich regeneriert - am Ende sogar wieder Lust auf einen künstlerischen Neustart bekommt, und wir ja andererseits schon wissen: das Glück wird nicht von Dauer sein.
    Der Raum ist wieder überwiegend in weiß gehalten und um einen (DEN???) weißen Flügel herum arrangiert, auf dem einige gerahmte Fotos aufgestellt sind.
     
    Persönlichste Gegenstände aus Johns Besitz werden gezeigt:
  • eine Brieftasche mit etlichen Kreditkarten und Mitgliedsausweisen;
  • ein Zigaretten-Etui mit Inhalt der Marke Gitanes;
  • eine kleine Schatulle voller Kleingeld, ein paar Dollar-Noten und Gitarren-Plektren;
  • mehrere Krawatten, darunter eine von Yoko handgeknüpfte;
  • eine Uhr mit Mickey-Mouse-Zifferblatt;
  • ein Handspiegel ("For Beautiful Yoko") und eine selbstgebastelte Note ("A Note for Yoko"), die Yoko von ihm geschenkt bekam;
  • Kleidungsstücke und die Polaroid-Kamera, welche während der Sommer-Aufenthalte im japanischen Karuizawa (1977-79) getragen bzw. benutzt wurden, ebenso die Yamaha-Dragon-Guitar, die er sich nach Yokos Entwurf und eigenen Spezifikationen dort bauen ließ;
  • Tinten-Zeichnungen aus seinem "Japanese Notebook", das ihm u.a. beim Erlernen der japanischen Sprache helfen sollte, aber auch Alltagsszenen reflektiert, wie "John Being Massaged" oder "Sean With Bowl Of Rice".
     
    Private Fotos von John mit Sean beim Frisbee, beim gemeinsamen Singen zur (erwähnten Drachen-)Gitarre, Sean, wie er von "Daddy" (mit der ausgestellten Kamera) fotografiert wird usw. runden das Ganze ab.
     
    In weißen Bilderrahmen hängen Liedtexte an der Wand, die schon ankündigen, dass die kreative Energie des Songwriters wieder erwacht ist: "Wo/man", "Darlin’ Boy", ein noch unbetiteltes "Watching the Wheels".
    Eine Dia-Show zeigt Bilder vom Bermuda-Urlaub im Sommer 1980, dazu sind "Beautiful Boy", "Woman" und eine kleine Szene mit Sean zu hören.
     
    Eine letzte Schautafel dokumentiert chronologisch die Ereignisse der Monate ab Juni 1980, die Arbeit an den neuen Songs, die Produktion von "Double Fantasy", Seans fünften Geburtstag, Johns vierzigsten, die Veröffentlichung der "Starting Over"-Single, des Albums, die begleitenden Promo-Aktivitäten - bis hin zu jenem 8. Dezember, der so brutal und unwiderruflich alles beendete.
    Der handschriftliche Text von "(Just Like) Starting Over" liegt dabei, eine Gitarre, und die dunkel getönte Brille, mit der John auf vielen Fotos dieser letzten Wochen zu sehen ist.
     
    Dann stehen da noch zwei Glasvitrinen.
    Eine enthält Yokos Platin-Schallplatte für "Double-Fantasy", die andere den Grammy, den sie in Begleitung von Sean 1981 unter Tränen für das "Album des Jahres" entgegen nahm.
     
    Der Ausgang führt über einen weißen Korridor zu einer ebenfalls weißen Wand, an der in erhabener Schrift (wie der Schriftzug "The Beatles" auf dem "White Album") nur ein Datum steht:
     
    1980.12.08
     
    Dann macht der Gang einen Knick, und mündet schließlich im sogenannten
     
     
    "FINAL ROOM".
     
    Die Website des Museums beschreibt ihn als "absolutely peaceful space with lyrics, music, and words John left." Angemessenere eigene Worte der Beschreibung wollen mir nicht einfallen.
    Während ich - der drängenden Zeit zum Trotz - auf einer der weißen Sitzgelegenheiten Platz nehme und die Worte und Klänge auf mich wirken lasse, scheint John Lennon plötzlich sehr gegenwärtig, keine legendäre Figur der Vergangenheit, sondern jemand, der uns immer noch Wichtiges zu sagen hat, das von möglichst vielen Menschen gehört zu werden verdient.
     
    Wie das praktisch aussehen kann, erfahren wir beim Verlassen der Ausstellung.
    An den Wänden im Ausgangsbereich sind alle bisherigen, jährlich an Johns Todestag zu seinem Gedenken in der Nippon-Budokan Hall stattfindenden "Dream Power"-Festivals aufgelistet, wo vor allem junge, zeitgenössische japanische Künstler und Bands sein Vermächtnis mit ihren eigenen Mitteln und Ausdrucksformen ins 21. Jahrhundert transportieren und für nachgewachsene Generationen lebendig halten.
     
    Zudem liegen Bücher aus, in denen Besucher eine "Nachricht an John" hinterlassen können.
    Alle diese Botschaften sollen nach Reykjavik geschickt und im dort kürzlich eingeweihten Imagine Peace Tower aufbewahrt werden.
     
    Vergleichsweise ernüchternd ist danach der Besuch im Museums-Shop, wo unter dem Lennon-Logo so ziemlich jeder Schnickschnack verramscht wird, den sich Merchandising-Anbieter nur ausdenken können, bis hin zur John-Lennon-Action-Figur.
    Was man hierzulande vielleicht geschmacklos finden würde, sieht der Japaner offenbar entspannter.
    Schade nur, dass Lizenzgeberin Yoko damit alten Vorurteilen über ihr Geschäftsgebahren neue Nahrung gibt, aber auch darin scheint sie ganz der rätselhaften Mentalität ihrer hauptstädtischen Landsleute zu entsprechen.
    Und immerhin gibt es ja auch Dinge, die für Fans und Sammler durchaus interessant sind, wie z.B. Reprints der Bücher "In His Own Write" und "A Spaniard In The Works".
     
    Wer danach noch etwas gründlicher in Leben und Werk John Lennons eintauchen möchte, findet in der "Museum Lounge" neben sämtlichen Beatles- und Solo-CDs auch DVDs mit Filmen und Dokus (A Hard Day’s Night, Imagine, Beatles Anthology usw.), dazu ein ganzes Regal voller einschlägiger Literatur, teilweise auch in Englisch, es gibt speziell mit CD- und DVD-Playern ausgestattete Kopfhörer- und Bildschirmplätze sowie gemütliche Sitzgarnituren, in denen sich bequem schmökern lässt.
     
    Wenn da überhaupt noch irgendein Wunsch offen bleibt, dann ist es der nach einer ausgedehnten Welttournee dieser unglaublichen Sammlung von Beatles- und Lennon-Schätzen, um viel mehr Menschen auch anderer Kontinente die Chance zu geben, das mit eigenen Augen zu sehen, oder besser: mit allen Sinnen zu erleben!
    Vielleicht, wenn wir all unsere "Dream Power" zusammen nehmen, könnte es eines Tages wahr werden.
     
    Hofft jedenfalls
     
    FABian

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