(AB) Die 57. Verleihung der Grammy Awards fand am vergangenen Sonntag im Staples Center in Los Angeles statt. In den letzten Jahren war Paul McCartney Stammgast bei der großen Sause der Musikindustrie. Nach diversen Nominierungen ohne den wirklich großen Erfolg sackte der Ex-Beatle im letzten Jahr gleich fünf der begehrten Musikpreise ein. In diesem Jahr zählte McCartney zwar nicht zu den Nominierten, stand aber trotzdem im Rampenlicht. Innerhalb des musikalischen Rahmenprogramms trat Paul McCartney zusammen mit Rihanna und Kanye West auf und präsentierte die aktuelle gemeinsame Single „FourFiveSeconds“.
Die Performance erntete in den meisten Onlinemedien positive Kritiken. Dennoch hinterließ der Auftritt einen faden Beigeschmack, denn der üblicherweise Playback meidende McCartney spielte weder mit einer verkabelten Gitarre noch mit einem verstärkten Mikrofon. Doch dies nahm sich vergleichsweise harmlos gegenüber dem Verhalten von Kanye West aus, der erneut aus der Rolle fiel. Als der Kalifornier Beck zwar ein wenig überraschend, aber dennoch verdient den „Album Of The Year“ Grammy für sein hervorragendes Werk „Morning Phase“ entgegennahm, stürmte West die Bühne, unterbrach kurz Becks Ansprache und verschwand danach wieder auf einen Platz. Hinterher gab Kayne West zu Protokoll, dass Beck den Grammy besser der unterlegenen Nominierten Beyoncé hätte geben sollen. Die Entscheidung pro Beck nannte West „respektlos“ und einen „Schlag ins Gesicht der Kreativität“. Bereits 2009 fiel Kanye West negativ auf, als er bei den MTV Video Music Awards Taylor Swifts Dankesrede unterbrach und ebenfalls einforderte, dass Swift die Auszeichnung an Beyoncé abtreten solle.
Nicht nur angesichts dieses ungehobelten Verhaltens und der geradezu grotesken Beurteilung von künstlerischen Leistungen fragen sich viele Fans einmal mehr, was Paul McCartney an Kanye West schätzt. Unverfälschten Spaß schien McCartney jedoch am Auftritt von Jeff Lynne zu haben. Zu den Klängen von „Evil Woman“ und „Mr. Blue Sky“ tanzte, klatschte und sang er stehend mit, während das restliche Publikum auf den Plätzen saß.
Erfreulicher war die posthume Würdigung George Harrisons. Der frühere Beatles-Leadgitarrist, vertreten durch Dhani und Olivia Harrison, erhielt den Grammy für sein Lebenswerk. Tom Petty, der auch zu den Grammy-Nominierten gehörte, sagte über George Harrison: „Es würde ewig dauern, seine musikalischen Verdienste aufzulisten und ich werde das auch nicht tun. (…) Ich schätze mal, dass er heute Abend der Einzige ist, der wahrlich die Welt verändert hat.“ Natürlich ließ es sich auch der 36-jährige Dhani Harrison nicht nehmen, bei der Dankesrede an seinen Vater zu erinnern: „Er war gleichzeitig die komplexeste und einfachste Persönlichkeit, der man überhaupt begegnen konnte. Alles was er machte, tat er mit großem Herzen und Offenheit. Die beste Lektion, die er mir lehrte war die, dass man alles erreichen kann, solange man dies mit Liebe tut.“