War mit meiner Freundin gegen 17:00 Uhr am Circus Krone, konnte uns mit einem eingefleischten Beatles-Fan aus Passau unterhalten und so ging die Wartezeit gut vorüber. Ein Münchner Radiosender bemühte sich leidlich, einen hässlich roten Aufblase-Durchlass-Bogen vor dem Eingang zu platzieren, was letztlich zwar gelang, aber irgendwie sinnlos erschien. Wir hatten Glück, dass wir uns bei den richtigen Türen angestanden hatten und konnte punkt 19:00 Uhr durchrennen und Plätze links mittig in der ersten Reihe erhaschen. Da wir vom London-Konzert her wussten, wer wo steht, hatten wir uns für diesen Platz entschieden und lagen damit goldrichtig. Die Arena-Plätze (natürlich unbestuhlt, wie es sich für so ein Konzert gehört!) waren schnell gefüllt, aber wir konnten trotzdem noch die vom Warten volle Blase entleeren, weil es immer nette Menschen gibt, die einen für ein Bierchen wieder durchlassen. Vor dem Konzert hatten wir noch Peter, der hier auch im Forum schreibt (Pete), kennengelernt und Konzert-Erfahrungen ausgetauscht. War schön, sich auf diese Weise mal kennenzulernen.
Punkt 20:00 Uhr begann dann das Konzert und das übliche Programm wurde abgezogen (lediglich ist wohl Peace Dream aus der Show geflogen, jedenfalls fehlte der Song in München). Wie schon mal im London-Bericht erwähnt, ist die Band großartig und ich kann immer weniger verstehen, wie man vorher so über die Besetzung herziehen konnte. Jeder der All-Stars spielte wirklich Top-Songs und überhaupt wirkte die Band absolut eingespielt und harmonisch. Edgar Winther ist ein Tier auf der Bühne. Gefühlt ist er zwar der Älteste, aber er zieht bei seinen zwei Nummern auch auch sonst eine extreme Show ab und ist Multiinstrumentalist. "Frankenstein", das mir auf den CDs nie gefallen hatte, ist live eine Übernummer und auch "Free Ride" entfaltet live ganz andere Dimensionen, als man sie von den zahlreichen Live-CDs kennt. Auch Rick Derringer ist ein Live-Tier und er ging bei vielen Songs tierisch ab. Seine zwei Songs sind sowieso über jeden Zweifel erhabene Reißer, vor allem aber sein unbekannteres "Rock'n Roll Hoochie Koo" kommt hoffentlich auf eine doch wohl absehbare Live-CD. Greg Bissonette konnten wir in London nicht gut sehen, weil er leicht verdeckt war, aber dieses Mal konnten wir uns davon überzeugen, dass der Ex-Hendrix-Drummer(*) ein Schlagzeug-Tier ist und super mit Ringo harmonisiert. Richard Page kommt cool rüber, spielt ansonsten eher im Hintergrund und ist wohl nicht so eine Rampensau wie Wally Palmar, der seine zwei Songs mit großem Eifer spielt und sich auch sonst nicht zurückhält. Weil er ein Zappler ist, sind die Fotos von ihm nicht besonders gut gelungen. Er ist immer irgendwie in Bewegung. Der spirituelle Part der Band fällt dann dem extrem sympathischen Garry Wright zu, der seine zwei Songs tief in sich gekehrt und absolut gefühlvoll in die Audienz singt. Vorher gibt es auch seine Begrüßung in nahezu perfektem Deutsch. Die Band wurde von den Konzertbesuchern sehr freundlich mit Applaus bedacht, jeder gleichermaßen, da nicht nur "All- and Old-Stars", sondern wirklich Vollblutmusiker mit jeder mengen Spielfreude und Nähe zum Publikum. Fazit: Daumen hoch für die Band.
Jetzt aber - last, but not least - zum Altmeister (71 ist er ;-), der ohnehin über jeden Zweifel erhaben ist. Er kokketiert mit seinem Alter und der Vergesslichkeit. "Immer wenn ich auf der Bühne rummarschiere, habe ich vergessen, welcher Song jetzt kommt" und der Joke mit dem "lange nicht dagewesen im "Krone" hat hier ja schon jemand erwähnt. Seine Songs bringt er stimmungsvoll, mal am Schlagzeug, dann wieder am kleinern Drumset oder nur am Mikro über die Bühne. Keine Überraschungen und keine Abweichungen, derweil hätte man sich einfach ein paar Zugaben gewünscht. Vielleicht ist es bei solchen Superstars nicht üblich, Zugaben zu geben, oder es ist einfach eine Ringo-Marotte, aber "Octopuss' Garden", den "No-No Song" oder "Dont' go where the road don't go" hätten schon noch toll gemundet!
Fazit: Tolles Konzert mit guter Audienz, gutem Licht, guter Band und einem bestens gelaunten Ringo. War nur zu früh aus! Ach ja, erwähnen könnte man noch, dass auf betteln später noch ein paar Drumsticks verteilt wurden, allerdings gingen wir leider leer aus. Meine Freundin und ich würden uns auf jeden Fall wieder ein Konzert anschauen, sollte er nochmals gelegen kommen! Hoffe nun, dass es von dieser Band eine Live-CD und DVD geben wird. Weiß da jemand schon Näheres?
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*Nachtrag / Anmerkung zu Ex-Hendrix-Drummer:
Das mit Jimmi Hendrix hat mir ein Konzerbesucher erzählt - Das stimmt ganz sicher nicht, Gregg ist Jahrgang 1959, Hendrix schon 1970 verstorben... Gespielt hat GB unter anderem mit David Lee Roth, Don Henley, Toto, Santana und zusammen mit seinem Bruder Matt (Bass/Gesang) in der - exzellenten - eigenen Band The Mustard Seeds.
Matt Bissonette war übrigens der "Paul" in der Beatles Coverband Yellow Matter Custard, initiiert vom ehemaligen Dream-Theater-Drummer Mike Portnoy.
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